Dokument 
Im Kampfe gegen die Herero : mit 196 Abbildungen nach Originalaufnahmen des Verfassers, seiner Kameraden u. a. und 14 Originalzeichnungen von Anita Peters, Margarete Persson-Henning und O. Laemmerhirt / von Erich von Salzmann
Entstehung
Seite
160
Einzelbild herunterladen

i6o

nicht möglich gewesen. Die Wunde heilte nun gut, aber der Arzt schritt auch jetzt nicht zur Operation, da bei anderen Verwundeten infolge kli­matischer Einflüsse recht schlechte Erfahrungen gemacht worden waren. Lieber unterließ er die immerhin große Operation, um nicht womöglich hinterher zu einer Amputation des Fußes gezwungen zu sein. Nun soll diese Operation in der Heimat im nächsten Jahre ausgeführt werden, wenn hier nichts dazwischenkommt.

In meinem Lazarett wurde es im Laufe der Woche stiller und stiller, mit jedem nach Okahandja leer zurückgehenden Transporte verließen Rekonvaleszenten Waterberg. Von den sechs Offizieren blieb ich im Anfang Oktober allein zurück, drei sind wohl schon in der Heimat im schönen Wiesbaden, um dort volle Genesung zu finden, und den vierten Major Osterhaus deckt nach langem, schwerem Leiden, wie so manchen anderen bei Hamakari Verwundeten, die kühle Erde. Wir sind nun Ende Oktober nur noch sieben Verwundete hier. Allerdings allesschwere, bei den meisten war eine Amputation notwendig und bis auf einen, der bei Hama­kari, dem zwölften Gefecht, das er mitmachte, einen Schuß durch den Kehlkopf erhielt und trotzdem gerettet wurde, kann noch keiner von uns aufstehen. Dafür komme ich jetzt jeden Nachmittag zwei halbe Stunden mit der Tragbahre auf die Veranda, um die frische Luft zu genießen. Hier hat man Zeit und Muße, das für südafrikanische Verhältnisse hübsche Fleckchen Erde im Tale von Waterberg zu bewundern. Der hiesige Mis­sionar hat es unbedingt gut verstanden, sich den schönsten Punkt zur Errichtung der Missionsstation auszusuchen, ob es allerdings auch der gesündeste ist; möchte ich sehr dahingestellt sein lassen. Man hört darüber die verschiedensten, meist ungünstigen Urteile, und ich bin froh, die Regenzeit hier nicht mehr verbringen zu müssen. Das Missionshaus liegt auf halber Höhe des Südabhanges des Waterberges, der in seinem obersten Teil in schroffen und fast senkrechten Felsen zu dem bekannten Omu- weroumwe-Plateau übergeht. Dieses Felsmassiv hat hier nur einen Zugang, der für einen einzelnen Menschen immerhin schwierig zu erklettern ist. Das ermöglichte früher dem Leutnant von Auer, von der Nordseite kom­mend, noch vor dem Gefechte seinen Heliographen-Apparat verhältnis­mäßig dicht über den Köpfen der wohl jedenfalls sehr erstaunten Herero aufzustellen und über den gesamten, dicht versammelten Stamm hinweg seine wichtigen Meldungen zu blitzen, ohne daß die Schwarzen ihm etwas anhaben konnten, da er nur mit wenigen Gewehren den schmalen Zugang zur Hochfläche beherrschte.

Der Waterberg bildet hier ein ziemlich scharf einspringendes Tal, das gegen die kalten Winde geschützt ist. Durch dieses Tal rauscht ein kleiner Bach, eine große Seltenheit hierzulande. Dank diesem Bächlein, das auch bei größter Trockenheit Wasser führt, ist man auf der Station