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Assistenzarztes Dr. Meyer hatte sich leider verschlimmert, nachts traten Herzschwächen ein, die das Schlimmste erwarten ließen. Die uns bis jetzt beigegebene Abteilung der 6. Kompagnie, die eine größere Aufklärung nach Westen zu ausführen sollte, verließ uns hier. Es geht jetzt schon langsamer, man merkt den Tieren bereits die Strapaze an. Über Nacht hielten wir in dichtem Busch vor Otjurutjondju, da die Ochsen sehr müde waren. Einmal schoß einer der ausgestellten Posten und machte das Lager lebendig. Er behauptete, es hätte sich vor ihm im Busch etwas bewegt, das er für einen Schwarzen gehalten hätte. Wahrscheinlich hatte er sich selbst nur Mut geschossen. Es war ein Franzose, der mit irgendeinem Pferdetransport von Argentinien gekommen war und nun als Kriegsfreiwilliger diente. Anscheinend hatte er sich das Soldatenleben wohl etwas anders vorgestellt,
denn er hatte schon keine Lust mehr mitzuspielen und wollte wieder austreten. Gott sei Dank lassen unsere Behörden so nicht mit sich spaßen. Mit gefangen, mit gehangen. Jetzt wurde er eindringlich über seine Pflichten als Posten belehrt, hinterher hatte er auch noch für den Spott seiner Kame-
A. Klatt phot.
Assistenz -Arzt Dr. Meyer f 17. Nov. 1904.
Die Nacht zum 16. passierten wir wieder mal eine nach Water- berg bestimmte Kolonne, am nächsten Nachmittag ging’s durch Otjurutjondju, wo wir eine Stunde hielten. Es kamen noch fünf Kranke zu uns, so daß der Platz in den Wagen recht knapp wurde; unter ihnen befand sich ein Bastardsoldat, der in früh kamen wir in
raden nicht zu sorgen.
Okosongoho an Typhus gelegen hatte. Am 17 Okawitumbika an, wo zum ersten Male seit unserem Abmarsch gutes Wasser in genügender Menge vorhanden war und sich unsere halb verdursteten Ochsen endlich mal satt trinken konnten. Es kostet dabei große Mühe, die ungeduldigen Tiere davon abzuhalten, direkt in die Wasserlöcher hineinzurennen. So mancher Ochse ist auf diese Weise umgekommen. Auch hier stand eine Kolonne mit Proviant und Hafer für die Truppen in und bei Waterberg. Der führende Offizier, Leutnant Jäschke, war ein alter Bekannter aus dem China-Feldzuge, und wir saßen abends noch lange bei einer Flasche Bier, einem recht lange entbehrten Genuß, zusammen und tauschten gemeinsame Erinnerungen aus. Leider brachte uns der 17. November einen herben Verlust. Assistenzarzt Dr. Meyer starb gegen Mittag an Herzschwäche. Gegen 5 Uhr nachmittags begruben wir ihn mit militärischen Ehren unter einem einsamen Baum. Aus Kistenbrettern war ein