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Im Kampfe gegen die Herero : mit 196 Abbildungen nach Originalaufnahmen des Verfassers, seiner Kameraden u. a. und 14 Originalzeichnungen von Anita Peters, Margarete Persson-Henning und O. Laemmerhirt / von Erich von Salzmann
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bekommen hatten, da hätte ich so manche Nacht, die ich gezwungen war, unter freiem Himmel zuzubringen, darin schlafen können. Nun verkaufte ich das Zelt an die Intendantur weiter, der es nur sehr willkommen sein konnte, denn die Regenzeit stand vor der Tür und die allerwenigsten auch unserer höheren Offiziere waren zu dieser Zeit im Besitz von Zelten. Ich persönlich habe mich beim Schlafen im Freien immer sehr wohl be­funden, hatte allerdings auch eine Pelzdecke mit, die mich vor Frost schützte. Aber von anderen weiß ich ganz genau, daß sie das Übernachten bei Mutter Grün auf die Dauer doch recht wenig schätzten.

Wiederum kamen recht be­trübende Nachrichten aus dem Süden. Die Hottentotten hatten mehrere Patrouillen abgefangen und vier unserer braven Offiziere hatten dabei ihr Leben auf dem Felde der Ehre gelassen.

Unsere Papiere, oder wie sich unser Diener Gleofas ausdrückte, diePampiere, liefen in schönster Ordnung vom Hauptquartier ein, und das ist ja schließlich die Hauptsache, denn wenn die,, Pam- piere in Ordnung sind, kann man beruhigt nach Hause reisen. Am 7. Dezember durfte ich zum ersten Male aufstehen und auf zwei Krücken lustwandeln. Mein Bursche König führte mich da­bei hinten an der Strippe, da­mit ich die Balance nicht verlor. Vorläufig kam ich natürlich nur ganz kurze Strecken vorwärts, doch auch hierin macht allmählich Übung den Meister, und nach kurzer Zeit ging es schon ganz gut. Natürlich konnte ich mit dem rechten Bein dabei nicht auf treten. Bevor ich von Okahandja Abschied nahm, verkaufte und verschenkte ich alle nun über­flüssig werdenden Ausrüstungsstücke, meine Fernrohrbüchse und meine Flinte gingen in den Besitz von Stabsarzt Dr. Eggel über. Am 9. Dezember abends wurde bei einem besonders zugerichteten kleinen Schlemmerdiner und bei einer Flasche Champagner Abschied gefeiert. Wir waren fidel und lustig, aber trotzdem mischte sich für mich ein Tropfen Wehmut in den Abschied, denn auch ich muß gestehen, daß das Land trotz seiner Trostlosigkeit einen gewissen Zauber ausübt, und ich

von Salzmann phot.

Apollo, Diener bei Oberstleutnant Müller, später bei Stabsarzt Dr. Eggel, und seine Frau.