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Im Kampfe gegen die Herero : mit 196 Abbildungen nach Originalaufnahmen des Verfassers, seiner Kameraden u. a. und 14 Originalzeichnungen von Anita Peters, Margarete Persson-Henning und O. Laemmerhirt / von Erich von Salzmann
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Male unter Assistenz des Oberarztes der Reserve Dr. Bier. Das verwundete Bein wurde dadurch um 5 Zentimeter kürzer als das andere. Das Fußgelenk bleibt gänzlich steif oder ist, besser gesagt, ganz vernichtet.

Nun bin ich im schönen Wiesbaden, um hier Erholung und endgültige Heilung zu finden. Ich habe so viel ebenso liebenswürdige wie reizende Gesellschaft gefunden, daß mir das Traurige meiner augenblicklichen Situation kaum zum Bewußtsein kommt. Denn leider werde ich doch wohl gezwungen sein, meinen Abschied aus dem Militärdienst zu nehmen und in einem anderen Berufe ein Unterkommen zu suchen. Meine Träume von weiteren Reisen abseits der großen Heerstraße sind damit wohl er­ledigt. Ich hätte wirklich, wie der Obersteward auf dem Schiffe sehr witzig bemerkte, das Bein etwas mehr rechts halten sollen.

Eine schöne Genugtuung wurde mir noch zuteil: Am 7. Januar hielt Generalleutnant Litzmann, der hochverehrte frühere Direktor der Kriegs-Akademie, eine Ansprache an die zur Akademie kommandierten Offiziere. In dieser erwähnte er meine schwere Verwundung und betonte, daß ich durch Einsetzen meines Lebens das gesamte Hauptquartier aus einer sehr schwierigen Situation herausgerissen hätte. Diese Anerkennung hat mich tief gerührt, ich bin nun stolz auf meine Verwundung, habe ich doch dadurch vielleicht der allgemeinen guten Sache einen kleinen Nutzen erwiesen.

Am 19. Juni hatte ich die hohe Ehre mich bei Seiner Majestät dem Kaiser in Wiesbaden melden zu dürfen. Seine Majestät zog mich in allergnädigster Weise einige Minuten ins Gespräch und gab mir zum Abschied die Hand. Dieser Händedruck durch meinen Aller­höchsten Kriegsherrn, für den ich gerne zu jeder Zeit und wo es auch immer sei mein Leben zum zweiten­mal einsetzen würde, soll mir in ewiger Erinnerung bleiben und war mir die allerschönste Anerkennung für den bescheidenen dem Vaterlande ge­leisteten Dienst, wenn ich ihn auch mit einem kürzeren Bein und steifen Fußgelenk bezahlen mußte.

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