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Die Groß-Industrie Oesterreichs : Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Österreichs 1898 ; Erster Band
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Seite
327
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In Galizien sind durch die verspätete Entwicklung der Petroleum-Industrie ohnedies eine Reihe der schwächeren Petroleumterrains werthlos geworden, deren Betrieb sich vor 20 oder 3o Jahren bei höheren Preisen ausgezeichnet rentirt hätte, die aber bei den gegenwärtigen Preisen gar nicht mehr in Angriff genommen werden können.

Vor 10 Jahren wurde ein Preis von 45 fl. ö. W. per 100 kg als nothwendig erachtet, um die

damals betriebenen Gruben lebensfähig zu erhalten. Gegenwärtig wird zum mindesten ein Preis von

3 fl. 50 kr. per 100 kg erfordert, um den Fortbestand und die Entwicklung der durchschnittlichen Gruben in Galizien zu sichern, so dass selbst bei einer momentanen Ueberproduction und einem hierdurch be­dingten Export nach Deutschland der Durchschnittspreis nicht unter 3 fl. fallen sollte.

Ein solches Preisniveau würde eine sichere geschäftliche Basis für den regelmässigen Fortgang von Schürf- und Aufschlussarbeiten ergeben, die gegenwärtig nur in beschränktem Maasse vorgenommen werden, da bei mässigen Erfolgen sich die Arbeiten nicht lohnen und bei günstigen Erfolgen sofort die Gefahr eines Preissturzes besteht, der mit den grössten Verlusten für die gesammte Petroleum-Industrie verbunden wäre.

Es mag noch zum Schlüsse auf die Verdienste des galizischen Landes-Petroleum-Vereines unter der ausgezeichneten Leitung des Herrn August Ritter von Gorayski, Mitglied des Herrenhauses, hin­gewiesen werden. Ebenso ist die culturelle Seite der ganzen Frage zu berücksichtigen. Die bei der

Petroleum-Industrie beschäftigten Arbeiter gehören zu den bestbezahlten und tüchtigsten, die es in Ga­

lizien gibt, und überall gibt die Petroleum-Industrie den Anstoss zur Entwicklung von anderen Industrien, insbesondere der Maschinen- und chemischen Industrie, so dass in den von der Natur am kärglichsten ausgestatteten Gebirgsgegenden, wo sonst der Hungertyphus geherrscht hat und die Emigration die einzige Ausflucht war, blühende Industriecentren entstehen. Möge es der so spät zur Entwicklung ge­langten Petroleum-Industrie Galiziens gegönnt sein, dasjenige zu leisten, was bei der heutigen Weltlage noch möglich ist! Floreat et crescat!