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Am 1(2. Februar (905 brachte die amtliche Wiener Zeitung folgende kaiserliche Entschließung:Se. k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung vom 5. Februar (905 den Professor am Staatsgymnasium in Linz Dr. Franz Thalmayr zum Direktor des Staatsgymnasiums in Ried allergnädigst zu ernennen geruht."

Damit war das in Wirklichkeit getreten, was die Eingeweihten schon länger befürchtet hatten: der Verlust des Herrn Direktors für das Mädchen-Lyzeum in Linz. Am Beginne des Schuljahres (900/0( hatte der k. k. jDrofessor am Linzer Staatsgymnasium Dr. Franz Thalmayr die Leitung unserer Anstalt übernommen. Was er in den fünf Jahren seiner Tätigkeit an derselben gewirkt und erreicht hat, geht am deutlichsten aus dem Berichte hervor, der unserem heurigen Jahresberichte vorangeht. Zahlen und Daten sprechen in solchen Fällen eine deutlichere Sprache als sie die beredtesten Worte des Dankes und der Verehrung sprechen könnten.

Am (3. Februar fand abends eine Sitzung des Verwaltungsausschusses statt, deren Tagesordnung der Abschied Direktor Thalmayrs bildete, dem seitens der Männer, die seit Jahren in, aufopfernder Weise die Anstalt geführt und unterstützt hatten, warme Worte des Dankes und der An­erkennung gewidmet wurden. Auch die nächste Zukunft der Anstalt wurde bei dieser Gelegenheit erwogen, vorläufig wurde der Berichterstatter, Professor Johann j)aul, zum provisorischen Leiter für das II. Semester (904/05 bestimmt.

Am (5. Februar faud um 5 Uhr abends eine außerordentliche Konferenz des Lehrkörpers statt. Herr Direktor Thalmayr verabschiedete sich offiziell und gab einen eingehenden Bericht über die ganze Zeit seiner Amtstätigkeit als Leiter der Anstalt. Es waren trockene Zahlen aber sie gaben ein Bild dessen, was in dem Zeitraume von viereinhalb Jahren die Anstalt an Erfolgen, Ehren und Fortschritten in jeder Hinsicht geleistet hatte. jDrofessor j)aul sprach dann im Namen des internen, Professor Schickinger im Namen des externen Lehrkörpers beide gedachten des Scheidenden als eines Mannes, der seinen Mitarbeitern nicht nur ein gerechter Thef und Leiter, sondern auch ein treuer, wahrer Freund gewesen.

Donnerstag den (6. Februar verabschiedete sich die Schule von ihrem verehrten und geliebten Leiter. Diese Stunde wird unseren Schülerinnen wohl unvergeßlich bleiben, denn sie zeigte ihnen, wie Leitung und Lehr­körper aneinander hingen und in ungetrübter Eintracht ihr Bestes gaben zum wohle der ihnen anvertrauten Zöglinge; zugleich konnte der zahlreiche Besuch der Abschiedsfeier seitens der Behörden und des Publikums als