Mrworl zur zweiten Auflage.

Sechzehn Jahre sind es, seit .Die Arbeiterin im Kampfe umS Dasein', al8 die erste Schrift, die sich mit der Lage der Arbeiterinnen in Oesterreich beschäftigte, geschrieben wurde. Die Partei selbst stand damals erst am Anfang ihres Wahlrcchtskampfes, die Gewerkschaften am Beginne ihrer Entwicklung. Wenig mehr als 3000 Arbeiterinnen gehörten den Fachvereinen und Gewerkschaften an, eine politische Organisation der Frauen existierte überhaupt noch nicht. Ein Ar- beiterinnen-Bildungsverein, der 1890 entstanden ipar, und der im Jahre 1893 gegründete Lese- und Diskussionsklub .Liberias', die zusammen cimge hundert Mitglieder hatten, und ein kleiner Frauen- ncrein in Brüiin war alles, was an Organisationen bestand.

Die Arbeiterinnen wurden in allen Branchen als Eindringlinge angesehen. Die unausweichliche ökonomische Notwendig­keit der Frauenarbeit wurde erst von wenigen erkannt, sie wurde nur als llebergangsstadiuin betrachtet. Der Organisierung der Ar­beiterinnen wendeten daher nur wenige ihre Aufmerksamkeit zu. Aber die Tore der Fabriken öffneten sich weit für die Frauen und mit rasender Schnelligkeit überfluteten die weiblichen Arbeits­kräfte die zahlreichen Gewerbe. Die Zahl der weiblichen Konkurrenten war so groß geworden, das; man sie nicht mehr übersehen konnte. Man empfand sie als Lohndrückerinnen, denn die von niemand belehrten, unaufgeklärten Frauen waren eine wehr­lose, widerstandsunsühige Beute der profitgierigen Unternehmer. Die so gern gesehenen .schönsten Tugenden' der Frauen, die Genüg­samkeit und die Bescheidenheit, waren den männlichen Arbeitern zum Unheil geworden. Langsam begann sich die Erkenntnis Bahn zu brechen, daß Rettung nicht vom Ausschluß oder Verbot der Frauenarbeit zu erwarten sei, sondern von der Aufklärung und Organisierung der weiblichen Arbeiter. Die Frauen erwiesen sich als oraanisalionssähig. Haben doch gegenwärtig, um ein Beispiel anzu­führen, die Buchbinder vierzig Prozent weibliche Mitglieder in ihrer Organisation, während zur Zeit, als die erste Auflage dieser Broschüre erschien, erst bescheidene Ansätze vorhanden waren.

Politisch ergab sich die gleiche Wandlung. Der Umschwung vollzog sich hier, veranlaßt durch Umstände verschiedener Art, noch später, obwohl unter den Frauen starke politische Interessen lebendig

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