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Die Arbeiterin im Kampf ums Dasein / von Adelheid Popp
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IX.

Arbeiterin und Politik.

Die Frauen und Mädchen müssen auch au den politische» Kämpfen der Arbeiterklasse Anteil nehmen. Die Zeiten sind vorbei, wo alle Welt über die politischen Weiber gespottet hat. wo die Frauen selbst sich gescheut haben, für die Politik Interesse zu bekunden. Immer mehr dringt in das Bewusstsein der Frauen und Mädchen die Erkenntnis, wie unwürdig auch die Gesetzgebung sie behandelt. Die Frauen haben die gleichen Lasten zu tragen, die den Männern aufge­bürdet sind. Die Frauen arbeiten um ihren Lebensunterhalt oft bis ins späteste Alter. Ihr Lohn wird zum Verdienst des Vaters oder des Mannes zugezählt, damit der Staat von diesem Familienein­kommen die Personaleinkommcnsteuer einhebeu kann. Die Frau und das Mädchen werden demnach genau wie die Männer auch als Arbeiterinnen direkt besteuert, ^ie zahlen aber auch alle indirerkteu Steuern, so bei Zucker, Salz, Petroleum rc. Sie zahlen Lebensmittel­zölle bei Kaffee. Fleisch, Kakao und noch vielen anderen Dingen. Keine Pflicht ist den Frauen erspart, die den Männern aufgebürdet ist. Lasten und immer nur Lasten und keine Rechte! Die Frauen werden gerichtlich bestraft, wenn sie ein Vergehen begehen, aber sie dürfen kein Gesetz mitbeschlietzeu. Jede neue Steuer trifft auch sie. die Unsummen, die für das Rüsten zum Völkermord, für den Militarismus ausgegeben werden, müssen auch die Frauen auf­bringen, ihre Söhne müssen sie dem .Vaterlande" geben, wenn sie grotz und stark genug geworden sind, aber sie haben keine Rechte. Tast der Mann der Ernährer ist und deshalb Vorrechte haben mutz, stimmt nicht. Die Frau der arbeitenden Klassen ist von frühester Jugend an ihre eigene Ernährerin, ivie wir bewiesen haben. Sie arbeitet als Mädchen und arbeitet als Gattin. Wenn sie Witwe wird. hat sie nicht nur für sich selbst, sondern auch für die des Vaters beraubten Kinder zu sorgen. Wer unterstützt die Witwen und die Waisen? Niemand ! Der Staat, der den Frauen den Bissen versteuert, mit dem sie ihren Hunger stillen, gibt ihnen nichts, wenn sie mit ihren Kindern hilflos und verlassen allein auf die Arbeit der Mutter angewiesen sind. Weil aber die Frau und das Mädchen ihre eigenen Ernährerinnen sind, weil sie auch Steucrzahlerinnen sind, weil sie in jeder Industrie, im Comptoir, in der Heimarbeit und im Haushalt die Bürde des Lebens zu tragen haben, fordern sie die Rechte, die ihnen die Möglichkeit geben sollen, für die Verbesserung ihrer Lage tätig zu sein.

Die Frauen fordern p o l i t i s ch e R e ch l e. 15.000 Frauen waren im Jahre 1911 in Oesterreich politisch organisiert, obwohl ihnen das Gesetz diese Organisation verbietet. Ihr Frauen und Mädchen! Alles dürft ihr in diesem Staate. Kinder gebären, die dann der Staat in den Waffenrock und in die Kaserne steckt. Steuern zahlen, Mörtel tragen, Steine klopfen, die Nähmaschine treten, am Waschtrog stehen.