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Die Arbeiterin im Kampf ums Dasein / von Adelheid Popp
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Sonntag schlicht sich würdig ihrer Nachtruhe an. Wer will noch bestreiten, daß das Proletarierweib herrlich nnd in Freuden lebt?!

Aber .ehrlich währt am längsten", ist ein allgemein be­kanntes, ganz nett klingendes Sprichwort, bewährt hat es sich noch selten. Die ehrlichen Arbeiterinnen empfinden dies nur zu sehr auf ihrem, trotz ehrlicher Arbeit recht dornigen Lebensweg: denn .Frau Ehrlichkeit" bewährt sich nicht als heilbringende Bundcsgenossin: sie gewährt nicht die Macht, den Widerwärtigkeiten des Lebens erfolg­reich Widerstand leisten zu können.

V.

Dir InleUigenz-Droietarierin.

Wer ist eine Jntelligenz-Proletarierin? so fragen geivih viele meiner proletarischen Leserinnen. Mit diesem Namen bezeichnet man jene Frauen und Mädchen, die auf Grund ausreichender Schul­bildung in den sogenannten besseren Berufen, als Comptoiristinncn, Verkäuferinnen, Telegraphistinnen, Telephonistinnen rc. Verwendung finden und die ivegcn der ihnen gleich den Fabriksarbciterinnen zuteil werdenden elenden Bezahlung Proletariennnen genannt werden müssen. Diese Prolctarieriniien sind in mancher Beziehung noch viel bedauerns­werter als ihre Leidensgenossinnen der Industrie und Heimarbeit, weil sie außer der Last des ökonomischen Elends noch den Druck verschrobener Vorurteile des Mittelstandes zu ertragen haben, wenn sie auch ihr Elend unter einer schönen, glänzenden Außenseite ver­bergen.

Aber ivie viel Jammer, wie viel Tränen verhüllt diese Außen­seite! Das .Fräulein", das seinem Berufe höchstens um eine Morgenstunde später nachgeht wie die Fabriksarbeiterin, hat in jeder dieser Berufsarten einen anstrengenden, die Kräste meist übersteigenden Dienst.

Trotzdem stehen nur wenige Verkäuferinnen in der gewerk­schaftlichen Bewegung, sie verkebren nicht mit ihren Leidensschwcstern aus den Fabriken, iveil man eine künstliche, unnatürliche Schranke zwischen ihnen gezogen hat. Die Fabriksproletarierin und die Handarbeiterin gehen allerdings mit der Schürze und dem Kopftuch, die Verkäuferin trägt Hut und Handschuhe, welche Kleidung sie sich aber genau so schwer kauft und genau so vom Mund absparen mutz, wie ihre Schwestern den Kittel. Die beim Telephon und beim Tele­graphen beschäftigten Frauen und Mädchen teilen das Schicksal der Verkäuferinnen. Furchtbar anstrengend ist der Beruf dieser .Intelligenz- arbeiterinnen"! Und die Telegraphistinnen und Telephonistinnen haben auch Nachtdienst, was noch mehr physische Auf­opferung wie die Tagesarbcit erfordert und auch den Verfall der körperlichen Kräste früher herbeiführt. Kops- und Ohrenleiden sind besonders bei den Telephonsklavinnen gern zu Gast.