kann. Der Mann ist längst nicht mehr der Ernährer der Familie. Das Arbeiterpaar, das dennoch heiratet, hat auch gleich Meister Schmalhans als Küchenmeister. Jene Arbeiterinnen, die vomEhehimmel" ausgeschlossen bleiben, schleppen gleich­falls ein freudloses und unbefriedigtes Dasein dahin; Gluck, Fröhlichkeit und Lust bleiben ihnen ferne, nichts als ein erbitteter, mühsamer Kampf nins Dasein ist ihr Los, welcher Kampf noch verschärft wird, wenn Krankheit oder Arbeitslosigkeit sich als nur allzu häufige Gäste einfinden. Eme traurige Kindheit, traurige Mädchenjahre und ein sorgenvolles Alter, das ist das Dreigestirn im Leben der alleinstehenden Proletariern,. Und wie gehl es der Arbeiterin als Gattin und Mutter? Das wollen ivir im folgenden Kapitel darlegen.

IV.

Die Arbeiterin ais Gattin nnd Ittntter.

Kaum graut der Tag. huschen aus den Häusern der Vorstädte die industriellen Lohnarbeiterinnen. Zur Winterszeit eingehüllt in oft nur schlecht schützende Umhüllen, nicht ausgeruht und nicht gestärkt, treten diese Frauen den oft weiten Weg m die Fabriken an. Die abgearbeitete Hand fahrt über die Augen, um den Schlaf zu verscheuchen; der Gang ist bei vielen müde und schleppend, denn schon jetzt, obwohl noch früh am Morgen, haben viele schwere Arbeit verrichtet. Denn die Arbeitszeit der Proletarierinnen ist nicht zehn-, nicht elfstündig; ihre Arbeitszeit beginnt nicht um sechs oder sieben Uhr, nein! Ist die Proletariern, Gattin und Mutter, so erhebt sie sich, noch müde und schlaftrunken, oft vor dem Hahnenschrei, um die notdürftigsten häuslichen Verrichtungen zu besorgen; nicht für sie allein, nein, auch der Mann must bedient werden und nur allzu häufig ist er noch gewohnt, selbst in d e m Weibe, das gleich ihm in der Fabrik robotet, die häusliche Dienerin zu sehen. Und die Frauen in ihrer großen Mehrheit ertragen widerspruchslos, ja oft gedankenlos das ihnen aufgebürdete doppelte Jach. Sind nun die verschiedenen Verrichtungen für das Hauswesen besorgt, dann ist noch die Sorge für die Kinder. O, welche Ironie ist es, dem Proletariat von,Kindersegen" zu sprechen! Ja, an Kindern fehlt es nicht, aber die Proletariern, muß bei ihren eigenen Kindern gewöhnlich eine noch trostlosere Kindheit sehen als sie selbst hatte. Die Generation, welche jetzt Kinder gebärt, hatte doch zum Teil noch das Glück, ab und zu. je nachdem es die Pflichten der Wirtschaft oder der Haus- industriellen Tätigkeit gestatteten, von der fürsorglichen Mutter gekost und gehegt zu werden; aber die Kinder der in die modernen Zwing­burgen. in die Fabriken eilenden Mütter entbehren selbst dies. Die Angst, den Ruf der Fabrikspfeife zu versäumen, erlaubt der armen Mutter kein Besinnen, kein Zögern; ,st nicht eine alte, meist schon schwächliche Großmutter da, dann aus dem Bette mit den Kindern! Aus dem Bette mit ihnen, mag auch der Wintersturm toben, mögen