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Die Arbeiterin im Kampf ums Dasein / von Adelheid Popp
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Unternehmer verstehen es meisterhaft, die Arbeiterinnen um die verein­barte Lohnerhöhung zu prellen. Beim Streik wurde vereinbart, daß Ge­hilfinnen, die drei Jahre ausgelernt sind, Kr. 2 6«) per Tag zu er­halten haben, nach sechs Jahren 3 Kr. und durch snkzessive Steige­rung Kr. 4 6« > erreichen sollen. Durch Entlassungen schützen sich die Unter­nehmer vor der Bezahlung des höchsten Lohnsatzes.In der Provinz gibt es gar Schneiderinnen, die um M H. bis 1 Kr. zehn bis zwölf Stunden im Tag arbeiten.

Die reichsten Damen, Aristokratinnen und Fabrikanlinneu, die auf Festen mit ihren Toiletten prunken, die zu Wohltätigkeitsveran­staltungen glänzende, viel bewunderte, in Zeitungen besprochene Roben tragen, verdanken diese Herrlichkeit dem Geschmack und der Geschicklichkeit von Mädchen und Frauen, die kaum so viel Lohn be­kommen, das; sie sich Butter zum Brot und ab und zu ein Stück Fleisch, ein nahrhaftes Ei oder Obst kaufen können. Die Schöpferinnen der Toilcttcnpracht frieren in ihrem Heim, wenn sie abends müde nach Hause kommen und wenn sie nicht an Verwandten eine Stütze haben.

Auch bürgerliche Sozialpolitiker haben sich schon mit der Er­forschung der Arbeiterinnenlnge beschäftigt*), aber auf die Gesetz­gebung blieben ihre Veröffentlichungen wirkungslos!

1307 hat Fräulein Hedwig Lemberger Erhebungen über die Wiener W ä s ch e i n d u st r i e veröffentlicht. Das Buch ist heraus­gegeben von den Univcrsitütsprofessoren Edmund Bernatzik und Eugen v. Philipp ovich, es ist also autorisiert und gut bürger­lich beglaubigt. Sehen wir, was das Buch enthält.

lll.

Arbeiterinnen in der Wiischefadrikation.

36.837 Personen sind bei der Wäscheerzeugung beschäftigt. Auf Wien allein entfallen davon 13.318 Personen. Dieser Industriezweig ist zum Teil Fabriksarbeit, zum Teil Werkstättenarbeit bei Zwischen- meisterinnen, aber auch direkte Heimarbeit. In Fabriken und bei Zwischcnmeisterinnen arbeiten 13.531 Personen, davon in Wien 8304. I» der Heimarbeit sind 17.240 Personen tätig, davon in Wien 5014. Feinste Damenwäsche aus Batist und Spitzen. Herrenwäsche, Unter­röcke, Kragen, Manschetten, alles wird von diesen Arbeiterinnen er­zeugt. Geübte Arbeiterinnen verdienen in der Werkstätte einen Durchschnittslohn von 12 Kr. in der Woche. Wochenlöhne von Kr. 7-10 erhalten die weniger geübten Arbeiterinnen. Alan weih, dah in jedem Betrieb die sogenanntenUngeübten" die größere An­zahl darstellen. Wohl gibt es auch höhere Löhne von 20 bis 24 Kr. in der Woche, aber nur wenige Arbeiterinnen erreichen diese Lohn­sätze. Kunstvolle, mühsame Arbeit muh geleistet werden, um 3 bis 4 Kr. im Tage zu verdienen. Die Damen, für welche diese Wasche erzeugt wird, geben oft für ein einziges Stück mehr Geld aus, als die Arbeiterin die ganze Woche verdient. Eine Arbeiterin, die

*) Enquete zur Erhebung der Frauenlvhne i"S5.