20

lohn für ein Leben voll Mühe und Plage, das Fremden geopfert wurde.

Die Jugendjahre sind dahin »herbei mit frischer Ware", ruft der Unternehmer.

Manche Leserinnen und Leser dieser Schrift werden die Frage auswerfen: Ja, was sollen wir aber tun, um diese traurigen Ver­hältnisse zu ändern?

Vl.

Die Gemalt der Maschine.

Ja, was soll geschehen, um die traurigen Zustände, unter welchen nicht nur die Arbeiterin, sondern die ganze Menschheit leidet, anders zu gestalten? Um diese Frage eingehend zu beant­worten, ist es notwendig, das Wesen der gegenwärtigen Produktions­weise in kurzen Zügen auseinanderzusetzen. Die mit dem kapitalistischen Entwicklungsprozeß nicht Vertrauten gehen noch häufig von der An­schauung aus, das; die Maschine, diese stumme, aber gewaltige Kon­kurrentin der arbeitenden Menschheit, schuld an allem Elend sei. Dem Augenschein nach ja; wenn daher infolge einer neuen Maschine Arbeitsentlassungen vorgenommen werden, ist die Entrüstung, die Verzweiflung der Brotlosen gegen die schwarzen Ungetüme begreif­lich, so unrichtig diese Anschauung auch ist.

Die Maschine ist nicht erfunden, um Verzweiflung, Hunger und Obdachlosigkeit über die Menschheit zu bringen. Die Maschine, dieser Triumph des menschlichen Geistes, würde in einer gerechten Ge­sellschaftsordnung von der Menschheit als Erlösern; und Befreierin aus schwerer Pein gepriesen und bejubelt werden. Dies wäre dann der Fall, wenn die Erzeugnisse des menschlichen Geistes und der menschlichen Hände Eigentum der Gesamtheit wären. Alles, ivas die Menschheit erzeugt und schafft, sollte gerechterweise der Menschheit gehören, auch die Maschine und ihre Produkte.

Ju der bestehenden Gesellschaftsordnung aber können wohl einzelne reich werden. Die sich die Maschinen kaufen können, sind in der Lage, viel Kapital anzuhäufen. Je größer ihr Kapital wird, um so größer wird auch ihr gesellschaftlicher Einfluß und die »Achtung und Ehrerbietung"', die man ihnen zollt. Die Arbeiter, diejenigen, welche den Reichtum erzeugt haben, bleiben arm und nur zu oft auch gering geschätzt. Ist es aber auch gerecht, daß es so ist ? TaS Gesetz straft diejenigen, welche daran in Wort oder Schrift rütteln zu wagen!

Da die Arbeiter in Oesterreich nicht nur ökonomisch abhängig, sondern bis vor wenigen Jahren auch politisch rechtlos waren, hatten es die Reichen sehr leicht, infolge ihrer ökonomischen und politischen Macht vollen Einfluß zu nehmen auf die Gesetzgebung; sie haben eine Reihe von Einrichtungen durch die Gesetzgebung geschaffen, durch welche die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse