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an seinem Bette weinend saß, der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte.' Wo treffe dieses Tichterwort mehr zu als auf das Leben der Arbeiterin? Wolltet ihr doch reden, ihr Hundcrttausende, die ihr Tast um Tag und Jahr um Jahr die Fabriken bevölkert, wie euch gar oftmals zumute ist! Wie ihr nicht nur ausgebeutet werdet, wie ihr auch geknechtet, geschmäht, entwürdigt und an eurer Ehre und allen Empfindungen aufs schmachvollste beleidigt werdet! Wohl gibt es heute schon Arbeiterinnen, die stolz ihr Haupt erheben und die wissen, das; ihnen keine Gnaden erwiesen werden, wenn man ihnen Arbeit gibt. Die organisierten, klassenbewußten Arbeiterinnen wissen, daß sie durch ihre Arbeit unermesjliche Reichtümer schaffen, sie wissen, daß man ihnen eine» großen Teil ihres Lohnes vor- enthält, weil noch nicht alle so denken ivie sie, weil noch nicht alle organisiert sind. Aber ihr, die Unorganisierten, die Gekncchtctste», die Ausgebeutetsten, wie ist euer Los? Sechs Tage in der Woche vlagt ihr euch, mit müden Gliedern tretet ihr oft den Heim­weg an und was ist euer Lohn? Könnt ihr leben, könnt ihr auch nur einmal ohne schwere Sorge an die Zukunft oder an Tage der Arbeitslosigkeit denken? Und doch seid ihr so bescheiden und ge­nügsam. eine schale dünnen Kaffees und ein Stück Brot ist eure Stärkung, wenn ihr früh morgens zur Arbeit eilt. Zu Mittag ist es gar oft wieder nur Kaffee, der euch Stärkung geben soll, eine halbwegs ge­nügende Mahlzeit kennen nur jene, die das Glück haben, einer Familie anzugehören, wo mehrere Personen verdienen und wo eine Mutter Vorhänden ist, die die Wirtschaft besorgt. Ueberflutz oder Ueppigkeit gibt es wahrlich auch hier nicht. Luppe, Gemüse, dazu einige Deka Fleisch und ein Stück Brot ist Tag für Tag in den gutsituierten Arbeiterfamilien das Mittagessen. Wie viele Tausende aber können das nicht leisten! Wenn es Kinder in der Familie gibt, die noch nichts verdienen, dann muß auch hier gar oft daS Fleisch ausfallen und billigerer Ersah geschaffen werden. Jene Ar­beiterinnen aber, die nicht zu Hause essen können, die in der Fabrik oder in Auskochereicn, Volksküchen und Volkscasös bleiben, wie leben sie ? Eine Portion ZuspciS und ein Stück Brot, ein Häferl Suppe oder um einige Kreuzer Speck, Butterbrot oder ein Stück Wurst muß ihnen gär oft die Kraft geben, arbeitsfähig zu bleiben. Und abends ist eS das alte Lied: Kaffee, Erdapfel, Sterz oder einige Deka Wurst um 6 bis lU H. sind die Nahrung der Arbeiterin. Die Wissenschaft lehrt zwar, une die Nahrung zusammengesetzt sein soll, ivie viel Dekagramm Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate der mensch­liche Organismus täglich zu sich nehmen soll, sie lehrt, daß Licht und Lust unschätzbare Lebensgütcr sind. Man betrachte sich aber, was eine Arbeiterin an Lust genießen kann. Gewöhnlich zehn Stunden, sehr oft aber auch noch elf Stunden dauert die tägliche Arbeitszeit. Das heißt, daß die Arbeiterinnen zehn bis elf Stunde» in ungesunden, schlecht ventilierten und ungenügend gelüfteten, im Winter oft noch in ungenügend geheizten Räumen zubringen müssen. Die mit dem Arbeitsprozeß verbundene Entwicklung von gesundheits-