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In Ost- und Nordböhmen, in Schlesien wie in Mähren und Niederösterreich werden die Textilarbeiterinnen schrankenlos ausge­beutet. Einige Beispiele sollen dies zeigen.

In Haindors, einem böhmischen Städtchen, das man von Reichenberg aus erreicht, verdienen fleißige Arbeiterinnen nur füns bis sechs Kronen in der Woche. Die Flachsfabrikanten in Ostböhmen, Menschenschinder der schlimmsten Art, knechten die Arbeiterinnen bei ebenso schlechten Wochenlöhnen.

In Bielitz in Schlesien haben im Jänner 1007 Stickerinnen die Arbeit eingestellt, weil ihr Verdienst durch das schlechte Material auf vier bis sieben Kronen wöchentlich gesunken war. Die Arbeite­rinnen wurden maßlos schikaniert und mit ungerechtfertigten Lohn­abzügen gequält. Der Direktor beschimpfte die Arbeiterinnen in rohester Weise und sprach sie mit D u an. Wollten sie seine Be­schimpfungen abwehren, dann brüllte er sie an: »Fresse halten, sonst wirf ich dich hinaus.'

Löhne von fünf Kronen in der Woche erhalten Textilarbeite­rinnen in B i a l a, die Arbeitszeit beträgt ll bis 12 Stunden im Tage. Die Arbeiterinnen der Aküenspinnerei Tr u m a u - M a r i e n- thal in Niederösterreich verdienen 7 bis 10 Kronen in der Woche, bei täglich elfstündiger Arbeitszeit. Eine geübte Arbeiterin bekommt im Taglohn 1 Krone 60 Heller.

Zu bemerken ist, daß die Lebensmittelpreise in allen diesen Orten ähnlich sind ivie in Wien, manche Artikel sind noch teurer.

Papierarbeiter innen.

In Steyrermühl in Niederösterreich werden Taglöhne von Kr. 114 bis Kr. 1'60 bezahlt. Die Akkordarbeiterinnen und Akkord­arbeit ist Mordarbeit verdienen durchschnittlich 10 Kr. wöchentlich. Aehnlich, aber auch noch schlechter sind die Arbeitslöhne in den meisten Papierfabriken. Die Arbeit ist, speziell bei den Hadern, eine der Ge­sundheit sehr schädliche. Schmutz und Unrat aller Ark befinden sich zwischen den Hadern. Gestank, Staub und Moderluft sind die Atmo­sphären, in welchen sich die Papierarbeiterinnen befinden, bei dem elenden Lohne von 7 bis 10 Kr. in der Woche. Manche Arbeite­rinnen sind vor Ekel oft außerstande zu essen, wenn sie an der Ent- staubungsmaschine gearbeitet haben.

Daß die Arbeiterinnen Warenballen von 200 und mehr Kilo­gramm zu ziehen haben, ist keine Seltenheit.

Stein arbeiterinnen.

In W est s ch l e s i e n arbeitet die Frau als Taglöhnerin beim Schutträumen in Steinbrüchen, aber auch in Werkstätten. Es gibt Betriebe, wo 00 Frauen und nur 8 Männer arbeiten.

Als Schleifer«! muß die Arbeiterin mit harten kleinen Steinen oder mit einem künstlich hergestellten Schleifstein die Steine aus Granit oder Marmor polieren. Ein seiner scharfer Staub entwickelt