sich und gefährdet Lunge und Hals. Der Verband der Stein- arbeiter in Deutschland hat statistisch erhoben, daß in der Stcinindustrie nur ein Durchschnittsalter von 31 Jahren und 2 Monaten erreicht wird. 8l'6 Prozent sterben an Kehlkops- und Lungenschwind­sucht. Die Staubentwicklung ist oft so groß, das; die Arbeiter oft einander nicht sehen können. Die Werkstätten sind so mangelhaft, das; es hineinregnet und die Arbeiterinnen direkt im Wasser stehen.

! Arbeiterinnen, die kleine Kinder haben, lassen sich den Stein in die t Wohnung schaffen und arbeiten in der .Küche oder im Vorhaus. Die kleinen Kinder befinden sich neben der arbeitenden Mutter und atmen den lebensgefährlichen Staub em. Die Segnungen der Heimarbeit!

' Der durchschnittliche Tagesverdienst bei dieser Mordarbeit ist * 80 H. bis Kr. l 20. Schleifsteine, Politur und Licht müssen die Ar-

- bciterinnen selbst kaufen.

Z u ck erw a r e n i n d u str i e.

' Die Arbeiterinnen dieser Industrie werden ebenso arg

- ausgebeutet. Im Jahre 1907 stellte die Gewerkschaft dieser Branche an die Unternehmer Lohnforderungen. Für die Arbeiterinnen wurde verlangt, das; der Arbeitslohn 8 Hr. betragen soll, nach einjähriger

, Verwendung 9 Kr. und nach zwei Jahren 10 Kr. Diese Forderungen ' mufften auch ersten Firmen, die einen Weltruf besitzen, wie (5abos, j Viktor Schmidt ec., überreicht und mit Streik oder Streikandrohung ! abgerungen werden.

Lassen diese Lohnforderungen nicht erkennen, wie matzlos die j Arbeiterinnen ausgebeutet werden? Die Zuckerwarenbranche ist aber

- zum groffen Teil Luxusindustrie, die wohlhabendsten und reichsten Leute sind an ihr interessiert. Die Erzherzoginnen zählen ebenso zu

i den Kunden der Fnmen Temel, Gerstner rc., wie die Aristokratinnen ' und Millionürinnen. Die Arbeiterinnen aber, welche auch die feinste,;, ' nur den reichsten Herrschaften erschwinglichen Bonbons erzeugen, nähren sich von Kaffee, Schmalzbrot, billiger Wurst, Käseabsällcnrc.

. Sie sind bleichsüchtig und oftmals tuberkulös. Sie geben ihre Ge­sundheit für einen Bettellohn hin und wickeln in die deliziösen Bonbons oft den Fluch, den ihnen ihr Elend abringt, hinein.

' Modistinnen.

Wir haben bisher von den Fabriksarbeiterinnen gesprochen und

- könnten unsere Beispiele aus allen Branchen vermehren. Doch wollen , wir uns nun einer Arbeiteriunenbranche zuwenden, die zur .Elite" ge- ^ hört, zu den Modistinnen. Hier sagt man nicht Fabrik, sondern Salon. . Aus gute Kleidung der .Fräuleins" ivird Wert gelegt. Sie müssen « repräsentieren, seines gefälliges Benehmen haben, da sie auch mit , der Kundschaft oft in Berührung kommen. Stimmt aber der Lohn i mit diesen Anforderungen überein? Eine ausgelernte Modistin, also ; eine qualifizierte Arbeiterin, erhält während der ersten zwei Jahre ' als Gehilfin monatlich 20 bis 30 Kr. Dann steigt sie langsam auf »34 und schliefflich auf 40 Kr. iin Monat. 50 Kr. erhalten nur besonders