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leistungsfähige, also wenige Arbeiterinnen. Einige wenige erste Kräfte, ! erste .Fräuleins* rc. erhalten höheren Gehalt. In der Saison wird es oft 0 Uhr abends, bis sie den .Salon* verlassen dürfen, oft auch wird , die Arbeit über die Sperrstunde ausgedehnt. Auch Sonntagsarbcit ! in den versteckten .Salons*, wo kein Mensch kontrollieren kann, h wird geleistet. >

Tic ArbeitSrüume, die Salons, sind meistens sehr unhqgienisch, i die Fenster gehen oft auf finstere Gänge, so das; den ganzen Tag bei künstlichem Licht gearbeitet werden mus;. Die Geivcrbeinspek- torin Fräulein Ritter teilt im Bericht der Geiverbeinspckloren von 1000 mit, daß bei einer Modistin die Arbeiterinnen in einer >'«>!» Meter hohen Unterteilung des Verkaufsladens untergebracht waren. Ein aufrechtes Stehen oder Gehen war fast unmöglich.

Schneiderinnen.

Auch sie gehören zu den sogenannten .besseren* Arbeiterinnen und dünken sich oft selbst hoch erhaben über die Fabriksarbeiterinnen. Sie gehen schöner angezogen, tragen Hut und Handschuhe , aber wie traurig ist ihre Lage, wie armselig ihre Lebensweise! lind die ^ Zahl der Schneiderinnen wächst von Jahr zu Jahr. Im Jahre I0o0 waren bei der Genossenschaftskrankenkasse der Kleidermachcr Wiens 12.81b Gehilfinnen angemeldet, Gehilfen nur 11.020. Im Jahre I8!»I aber hat es noch 12.282 männliche und nur 485«, weibliche Ge­hilfen gegeben. Die Zahl der männlichen Gehilfen ist demnach im Laufe von 18. Jahren um 12l>0 gesunken, bieder weiblichen hat um 7000 zugenommen. Frauenarbeit verdrängt Männerarbeit. Aber nicht nur in ganz jungen Jahren üben Frauen den Schneider- beruf aus. Erst in den Altersstufen über dreißig sind die Männer zahlreicher im Beruf als die Frauen. Es waren 1009:

über 20

20-3» 314»

Jahre

44-S»

über b»

Männlich.

. . 1580

5540 2272

!,33

605

Weiblich .

. . 4524

624«; 1450

417

17!»

Daraus ist zu ersehen, daß auch die Arbeiterinnen des Schneider­gewerbes spät zum Heiraten kommen und daß sie auch dann, wenn sie verheiratet sind, einen Erwerb haben müssen. Die Versorgung in der Ehe finde,; auch sie nicht. Was ihnen helfen kann, sind bessere Lohnverhältnisse. Wohl haben die Schneiderinnen 10o7 bei einem großen Streik, den sie in Wien durchgeführt haben, Minimallöhne von 2 Kr. für Anfängerinnen erreicht. Innerhalb des Zeitraumes von vier Jahren sind diese Errungenschaften wieder verlorengegangen, weil die Schneiderinnen nicht organisier! blieben. 300 von fast 13.« «10 sind Mitglieder der Gewerkschaft. Was bedeutet das? Gar nichts. Zu bedenken ist, daß es sich hier um qualifizierte Arbeite,innen handelt, die eine zwei- bis dreijährige Lehrzeit durchgemacht haben. Die Löhne sinken in vielen Fällen weit unter den Minimallohn. Die