Bestrebungen bekundete. Doch endlich beginnen auch die grauen ein­zusehen, dast trotz aller schönen, scheinbar der christlichen Lehre ent­sprungenen Worten, die man ihnen predigt, die schlechten Löhne und die schlechte Behandlung nicht besser werden. Aber noch sind es viel zu wenige, verschwindend wenige des weiblichen Proletariats, welche den Ideen der Aufklärung zugänglich sind. Und doch haben gerade die von jeher unterdrückten und stiefmütterlich behandelten Frauen das größte Interesse daran, daß die Iielc der Sozialdemokratie ver­wirklicht werden. Die sozialdemokratie, die Partei aller Unterdrückten ist es, welche auch das weibliche Geschlecht aus der -Stellung der Demut und Knechtung befreien will. Nicht nur als Lohnsklavinnen, sondern auch als Frauen will ihnen die Sozialdemokratie die gebührenden Rechte er­ringen. Alles, was man den Frauen bisher über die Sozialdemokratie gesägt, um sie von derselben fernzuhalten, ist Lug und Trug. Nicht die Sozialdemokratie ivill das Familienleben zerstören und die Ehe abschaffen, beides wurde von jene n, die so reden, längst besorgt.

In früheren Kapiteln ist ausgeführt, wie die Gattin und Mutter ihr Hauswesen verlassen muß, um in die Fabrik nach Brot zu gehen; wie die Mutter ihre mit Gefahr des eigenen Lebens geborenen Kinder allein und aufsichtslos zurückläßt, um Brot für diese .Kinder zu verdienen. Wieviele Kinder sind diesem fluchwürdigen System schon zum Opfer gefallen, dem System, das die Mutter zur Arbeiterin macht und ihr nicht soviel bezahlt, daß sie für die notwendigste Pflege der Kinder »Sorge tragen kann. Weitn dann das aufsichtslose Kind verunglückt, viel­leicht gar dem Tod als Beute anheimfällt, wird die arme Mutter vor die Schranken des Gerichts zitiert. Sagt selbst, Frauen, verschulden das die Sozialdemokraten oder jene, die euch vor den Sozialdemo- kraten warnen? Bereichern sich die Sozialdemokraten an euch oder sind es nicht jene, die sagen:Hütet euch vor den Aufhetzern, sie wollen nur euer Familienleben zerstören"? Die L-ozialdemokraten ivollen, daß ihr, wenn ihr Freude daran habt, euer Familien­leben genießen könnt; daß euch das Heim wirklich zum Paradiese werde, nicht zur Hölle, wie es heute nur allzuoft ist. Dazu ist aber eine kürzere Arbeitszeit und höherer Lohn notwendig, und beides werdet ihr nur als Sozialdemokratinnen erkämpfen.Und die Ehe wollen die sozialdemokraten abschaffen!" Ist nicht auch diese schon längst, obwohl die Sozialdemokraten nicht herrschen, für viele unerreichbar geworden? Der arme Mann, der Arbeiter, fürchtet zu heiraten, weil er weiß, daß er nicht sich allein, sondern eine ganze Familie zum Hungern verurteilt. Er kann seinen Kindern nicht die entsprechende Nahrung geben und ihnen nicht die erforderliche Erziehung angedeihen lassen.

Die reichen Männer aber heiraten oft nicht, weil sie von ihrem üppigen Leben nicht lassen wollen und weil sie Geld genug haben, um sich außerhalb der Ehe Liebesfreuden zu schaffen. Was aus