bereichern können. Wie viele grauen von euch, die gläubigen Herzens zu Maria, die man die schmerzhafte Mutter Gottes nennt, beten, sind selbst auch schmerzensreiche Mutter, die ihre Kinder zivar nicht am Kreuze sterben, aber an Unterernährung und Ueberarbeit zu gründe gehen sehen? Tie Sozialdemokratie fordert euch auf, euer und eurer Kinder trauriges Los nicht als ein unabwendbares, von einer göttlichen Kraft auferlegtes Geschick hinzunehmen, sondern als den Auswuchs einer ungerechten Gesellschaftsordnung. Tie Sozialdemo kratie fordert euch auf, diese nicht christliche, sondern unmenschliche .Trdnung" zn bekämpfen.

Die Schützer des Ehristeittums aber sollen nur sorge», daß euch m e n s ch l i ch e L ö h n e bezahlt werden und das; ihr anständig behandelt werdet, das andere mögen sie euch überlassen. Geben euch die reichen (5hristen von ihrem Ueberfluh? Geben sie euch Nahrung und Kleidung, wenn ihr hungrig und cntblüht seid?

Einzelne, ja, sind wohltätig und geben ein Winziges von ihrem Ueberfluh oft mit viel Reklame aber der christlichen Religion lun sie damit nicht Genüge, denn diese lehrt: »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!" Wohl werdet ihr geliebt, aber mir so lange, als ihr kräftig und gesund seid. Ist es damit vorüber, dann hinaus mit euch! So handeln diejenigen, welche sagen, der Lozialdemo- kratie sei nichts heilig! Wieviel schöner, wieviel edler sind die Grund­sätze der Sozialdemokraten! Diese wollen, daß Armut, Elend und >vah verschwinde. Alle Menschen sollen einander lieben wie Brüderund Schwestern; die einen sollen nicht darbe» müssen, während die anderen prassen.

Alles für alle! ist die Losung der Sozialdemokratie und nach einer solchen Gesellschaftsordnung zu streben, muh auch eure Pflicht sein.

Tie Religion der Sozialdemokratie i st Gleich­heit! Menschlichkeit! Jedem Menschen werde der Lohn für feine Arbeit und denjenigen, die als Krüppel, Greise, kranke u. nicht arbeiten können, werde die sorgenfreie Eristenz aus der Arbeit der Gesamtheit. Tie Sozialdemokratie stellt aber noch eine ganze Reihe von Forderungen, welche den Unternehmern sehr unangenehm sind und deshalb wenden sie alles an, euch davor zu bewahren, daß ihr Sozialdemokratinnen werdet.

Endlich sagt man euch: Ja, wenn das alles geschähe, was die Sozialdemokraten verlangen, mühten alle Fabrikanten zugrnnde- gehen. Nun, vor allem haben die Arbeiterinnen keine Ursache, sich wegen der Unternehmerklasse den Kops zu zerbrechen, diese kümmert sich um das Wohlergehen der Arbeiterinnen auch nicht. Zweitens müssen die Arbeiterinnen immer das wollen, ivas für sie not­wendig ist: das ist die Verkürzung der Arbeitszeit und bessere Löhne. Wohl ist es eine Geduld und Ausdauer erheischende Aufgabe, all diese Forderungen durchzusetzen, aber die Möglichkeit ist vorhanden, wenn die Arbeiterinnen mit den Arbeitern gemein­sam kämpfen wollen.