K. K. PRIV. GRAZ-KÖFLACHER EISENBAHN- UND BERGBAU-GESELLSCHAFT

GRAZ.

ie Graz-Köflacher Eisenbahn durchzieht mit ihren Hauptlinien GrazKöflach und LiebochWies zwei der bedeutendsten Kohlenreviere Steiermarks. Das durch die Linie GrazKöflach dem Ver­kehre erschlossene sogenannte Voitsberg-Köflacher Revier, an den südwestlichen Ausläufern des Stubalpenzuges gelegen, war seit Langem durch die ganz aussergewöhnliche Mächtigkeit seiner zu Tage anstehenden Kohlenflötze, welche im Mittel 12 m bis Maximum 60 m Mächtigkeit erreichten, bekannt, während das durch die Linie LiebochWies dem Verkehre erschlossene, an den südwestlichen Ausläufern des Koralpenzuges gelegene Wieser Revier durch den hohen Brennwerth und die Qualität der in demselben ab­gelagerten Kohlen schon früh die Aufmerksamkeit der Fachkreise auf sich lenkte.

Die erste Verleihung im Voitsberg-Köflacher Revier erfolgte mit Muthschein vom 20. November i83g, Z. 2166, im Wieser Revier jedoch, wo nach unverbürgter Tradition das Flötz bereits im Jahre 1797 erschürft worden sein soll, schon im Jahre 1800.

Die k. k. priv. Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbau-Gesellschaft wurde auf Grund der zum Baue und Betriebe einer Locomotiv-Eisenbahn von Graz nach Köflach erflossenen Allerhöchsten Privilegiums-Urkunde dto. 26. August 1855 durch die Voitsberg-Köflach-Lankowitzer Steinkohlengewerkschaft unter der heute bestehenden Firma gegründet. Nachdem unterm 3o. December 1855 die Genehmigung der Statuten durch die Regierung er­folgt war, wurde die Uebertragung des vorerwähnten Eisenbahn-Privilegiums an die obgenannte Gesellschaft auf Grund Allerhöchster Entschliessung vom 14. December 1858 vollzogen.

Der Bau der Linie GrazKöflach wurde im Monate April 1857 in Angriff genommen und dieselbe am 3. April 1860 dem öffentlichen Verkehre übergeben. Mit der Errichtung der für die raschere und billigere Ver­ladung und Verfrachtung der Kohle nothwendig gewordenen Kohlenschleppbahnen fand die Eisenbahn-Bauthätigkeit der Unternehmung ihren vorläufigen Abschluss.

Im Wieser Kohlenrevier, in welchem aus den aufgeschlossenen Bauen innerhalb der Jahre 18581872 zusammen 5,147.801 q Kohle gefördert wurden, von welchem Quantum jedoch nur ein Theil mittelst Achsverkehres nach Graz transportirt werden konnte, hatte sich mittlerweile durch Zusammenlegung des verliehenen Massen­besitzes eine wesentliche Veränderung in den Besitzverhältnissen vollzogen. Die Wieser Kohlenbergbau- und Handels-Gesellschaft hatte in diesem Revier im Jahre 1871 einen verliehenen Massencomplex von i33 Gruben­massen nebst 15 Ueberschaaren mit einem verliehenen Flächenmaasse von 1,707.090 Quadratklafter erworben, während an die k. k. priv. Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbau-Gesellschaft selbst im Jahre 1871 das dem Dr. C. M. Faber gehörig gewesene, 42 Grubenmassen und 3 Ueberschaaren mit 554.384 Quadratklafter verliehener Fläche umfassende Kohlen werk in Steyeregg überging. Die Vereinigung von 3 / 4 der im Wieser Revier ver­liehenen Masse in festen Besitz, welche eine namhafte Ausbeutung des vorhandenen Kohlenflötzes möglich machte, liess die Herstellung einer Eisenbahnverbindung des Wieser Reviers mit der Hauptstadt Graz als unabweislich erscheinen. Der Verwaltungsrath brachte daher den Actionären der k. k. priv. Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbau-Gesellschaft in der am 28. Februar 1871 abgehaltenen ausserordentlichen Generalversammlung den Bau einer von der Station Lieboch der GrazKöflacher Linie abzweigenden, durch das Lassnitz- und Sulmthal nach Wies führenden Eisenbahnlinie in Antrag.

Nachdem die angesuchte Concession für diese Eisenbahnlinie unterm 8. September 1871 erfolgt war, wurde bereits im October desselben Jahres mit dem Bahnbaue begonnen und diese Eisenbahnlinie sammt den Ver­bindungsbahnen zwischen den Kohlenschächten und der Hauptbahn am 9. April 1873 dem öffentlichen Verkehre übergeben.

Seit diesem Zeitpunkte ist in der Ausdehnung des Bahnbesitzes, ausgenommen die Errichtung von Industrie­geleisen und einer bedeutenden Erweiterung des Bahnhofes in Graz, eine wesentliche Veränderung nicht eingetreten.

Die Gross-Industrie. I. 27

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