zustellen. Erst in den Jahren 1863 und 1864 stellte die Firma Gebrüder Markl in ihren Fabriken zu Rabenstein und in Traisen, Niederösterreich, die ersten brauchbaren Voelter-Apparate auf. Wie bei allen neuen Erfindungen, waren auch hier anfangs grosse Schwierigkeiten zu überwinden. So waren beispiels­weise die Steine, welche zu den Defibreuren genommen wurden, zum Schleifen des Holzes nicht geeignet. Moriz Markl brachte erst aus der sächsischen Schweiz die dortselbst gefundenen Steinmuster mit feinem, gleichmässigem Korn, die in der Folge typisch für die Defibreursteine geworden sind. Den in Rabenstein und in Traisen erzeugten Holzstoff verarbeiteten die Neusiedler Actien-Gesellschaft für Papierfabrication und die Actien-Gesellschaft der k. k. priv. Papierfabrik »Schlöglmühl« in ihren Fabriken zu Papier, später, im Jahre 1869, machte Markl in Traisen daraus die erste weisse Holzpappe in Oesterreich.

Die 'Zahl der Holzschleifereien, in welchen auch später Holzpappe erzeugt wurde, nahm in den nächsten Jahren erstaunlich zu. Zumeist waren es Brettsägen, alte Eisenwerke, Drahtzüge und Mühlen, welche in Folge der vorhandenen Wasserkraft und wegen des günstigen Holzbezuges mit Vorliebe zu Holzschleifereien umgebaut wurden. Später entstanden Holzstoff- und Holzpappenfabriken grossen Styls. Papierfabriken, welche genügend Wasserkraft zur Verfügung hatten, bauten Holzschleifereien, um sich diesen für die Papierfabrication nun sehr wichtig gewordenen Rohstoff selbst herzustellen und dadurch die Kosten der Zufuhr zu ersparen.

In der Folge wurde die Bedeutung des Holzstoffes für die Papierfabrication immer mehr erkannt, namentlich für die Herstellung von Papieren, an welche eine Anforderung nach längerer Dauer nicht ge­stellt zu werden braucht. Die Erfindung des deutschen Papierfabrikanten M. Behrendt im Jahre 1869, durch Dämpfen des Holzes und nachfolgendes Schleifen Braunholzschliff herzustellen, erweiterte das Feld der Verwendung des Holzschliffes noch weiters und führte zur Erzeugung eines neuen, aus braunem Holz­schliff bestehenden Papieres, das sich besonders zu Packpapieren eignet. Diese Erfindung wurde in Oester­reich von der Firma Gebrüder Markl in ihrer Fabrik in Rabenstein zum erstenmale ausgeübt. 1872 kaufte dieselbe nämlich das Privilegium des Oskar May in Zwickau, welches ein gleiches Verfahren, aus ge­dämpftem, braunem Holzschliff Pappendeckel und Papier zu erzeugen, enthielt. Bereits auf der internationalen Ausstellung im Jahre 1873 erhielt die genannte Firma für ihre naturbraunen Deckel und Papiere (Patent­deckel und Patentpackpapiere) das Anerkennungsdiplom.

Fast parallel mit der Erfindung des Holzschliffes bemühten sich Technik und Chemie, die Versuche, Pflanzenfasern durch chemische Processe aufzuschliessen, zu einem günstigen Resultate zu bringen. In Europa stellte 1854 Mellier in Paris eine Art Strohstoff her; 1857 machte der Engländer Houghton die gleichen Versuche mit Holz, indem er dasselbe im zerkleinerten Zustande in Natronlauge unter Dampf­druck kochte. Durch Lösung der incrustirenden Bestandtheile des Holzes erhielt er den reinen Holzzell­stoff, die sogenannte »Cellulose«, welche sich schon damals als Rohstoff für die Papiererzeugung brauch­bar erwies.

Zu dem gleichen Resultate gelangte, ganz unabhängig von Houghton und Ungerer, Dr. A. H. Prinz, ein gebürtiger Wiener, der als Chemiker der chemischen Fabrik von Patka in Lieben bei Prag im Jahre 1864 eingehende Versuche über die Darstellung von Cellulose anstellte. Die genannte chemische Fabrik erhielt nämlich von der Firma Tromsdor in Erfurt den Auftrag, zu irgend einem bestimmten Zweck chemisch reine Cellulose herzustellen. Dr. Prinz behandelte ausgesuchtes weiches Holz mit alkalischen Laugen unter einem Dampfdruck von zuerst 159 später 12, 10 und 5 Atmosphären und erhielt als End- product die reine Holzcellulose. Ueber das Ergebnis dieser Versuche hielt er bereits im Jahre 1872 im Niederösterreichischen Gewerbeverein in Wien (»Unter den Tuchlauben«) einen Vortrag. Director Müller der Julius Graf Falkenhaynschen Papierfabrik in Weinbach bei Ischl probirte wohl 1871, die auf diese Art gewonnene Faser zur Papierfabrication zu verwenden, allein da der Erfinder selbst, Dr. Prinz, den Werth der Holzcellulose für die Papierfabrication damals nicht erkannte, befasste er sich auch in dieser Richtung nicht weiter damit und die Sache kam bald in Vergessenheit. Welches Gewicht dieser Erfin­dung als bahnbrechende Idee für die Entwickelung der Cellulose-Industrie zuzuerkennen ist, kann heute nicht mehr festgestellt werden. Dagegen wurde Houghtons, sowie später Ungerers (1872) Natronver­fahren in allen Theilen Europas, darunter auch Oesterreich, eingeführt.

Die erste Fabrik, welche überhaupt nach dem System Ungerer Natroncellulose herstellte (1872), war die fürstlich Liechtensteinsche Cellulosefabrik in Stuppach bei Gloggnitz, welche 1882 in den Besitz der Actien-Gesellschaft der k. k. priv. Papierfabrik »Schlöglmühl« übergieng. Die Cellulosefabrik in Stup-

IO