EICHMANN & COMP.

MASCHINENPAPIER-FABRIK

ARNAU IN BÖHMEN.

m Jahre 1834, zu einer Zeit, wo in Oesterreich nur Handpapier erzeugt wurde, während Frankreich und England bereits Maschinenpapier herzustellen begann, associirten sich zu Arnau Franz Lorenz und Julius Eichmann zur Gründung einer Papierfabrik, in welcher eine Papiermaschine die zweite, die damals in Oesterreich in Verwendung kam endloses Maschinenpapier erzeugen sollte. Ein altes Schloss wurde für dieZwecke der zu errichtenden Fabrik erworben und neu adaptirt; dem Elbeflusse wurde mittelst Wasserräder, die später durch Turbinen ersetzt wurden, eine Kraft von 100 Pferdekräften zum Be­triebe einer Papiermaschine und acht Holländer und Satinirmaschinen entnommen. Mit einem Arbeiterstand von 100 Mann wurden im ersten Jahre 4000 Metercentner Papier erzeugt, die in Oesterreich und Deutschland Absatz fanden. Dadurch, dass die Firma in allen Papierfabricaten eine bessere Gattung erzielte, erfreuten sich ihre Erzeugnisse einer zunehmenden Beliebtheit, die sich in immer lebhafter einlaufenden Bestellungen ausdrückte. Mit der wachsenden Production musste auch auf eine entsprechende Ausgestaltung der Betriebstätten gedacht werden. Neubauten kamen zur Aufführung, in denen successive vier neue Papiermaschinen aufgestellt, sowie alle anderen erforderlichen Hilfs­maschinen eingeführt wurden. Im Jahre 1860 trennten sich die bisherigen Gesellschafter, und da die örtliche Anlage des Unternehmens eine Theilung leicht ermöglichte, übernahmen Franz Lorenz und Julius Eichmann je eine Fabrik mit zwei Maschinen. Der heutige Stand des Etablissements Eichmann & Comp, enthält 10 Gebäude, in denen alle für die Papierfabrication nothwendigen Maschinen in reicher Anzahl und von bester Güte, sowie auch alle Instrumente und Apparate zur Erzeugung von Cellulose, welchen Industriezweig die Firma gleichfalls in den Bereich ihrer Pro­duction gezogen hat, untergebracht sind. Die treibende Kraft stellen 4 Turbinen in einer Gesammtstärke von 370 Pferdekräften, sowie 4 Dampfmaschinen von 300 Pferdekräften bei. Zwei kleinere Dynamomaschinen mit einer Stärke von 40 Pferdekräften versorgen das ganze Etablissement mit elektrischem Lichte. Ausserdem besitzt die Fabrik noch eine eigene Schlosserei und Tischlerei. Die heutige Production beläuft sich auf circa 21.000 Meter­centner, die im Inlande ihre Abnehmer finden, wie im Exportwege auf den Alärkten Englands, Deutschlands, Schwedens, Norwegens, Hollands und Uruguay abgesetzt werden.

Gegenwärtig beschäftigt die Firma 484 Arbeiter, von denen viele 2 550 Jahre hindurch derselben angehören. Damit ist das gute Verhältnis zwischen beiden Theilen am besten charakterisirt. Ausser allen vom Gesetze gebotenen Vor­kehrungen zum Schutze des Lebens und der Gesundheit der Arbeiter besitzt die Firma für die bei ihr angestellten Beamten und Arbeiter eine eigene Sparcasse, Altersunterstützungscasse, Krankencasse, letztere schon seit dem Jahre 1853. Alle diese Cassen werden von der Firma alljährlich reich dotirt und verfügen heute über ein Capital von 60.000 fl. Ausserdem wurden 52 Arbeiterwohnhäuser von Eichmann & Comp, gebaut, die bequem eingerichtet sind und allen Bedingungen moderner Hygiene vollkommen entsprechen. Auch auf die Entwickelung der Stadt Arnau blieb das Etablissement nicht ohne Einfluss. Nicht nur, dass die von der Firma unternommenen Wasser- und Flussregulirungen, die allerdings in erster Linie dem Interesse der Fabrik dienen sollten, ebenso wie die gleichfalls von Eichmann & Comp, ausgeführten Strassenbauten auch der Stadt zu Gute kamen, hat die Firma auch auf in- directem Wege zur Hebung des Wohlstandes der Bevölkerung viel beigetragen. Die Firma hat mit ihren Er­zeugnissen, die eine Specialität in feinem Kunstdruckpapier bilden, viele Ausstellungen beschickt; sie wurde prämiirt, und zwar: Berlin 1844, Wien 1845, Paris 1855, Paris 1867, Altona 1869, Wien 1873, Philadelphia 1876, Mel­bourne 1880, Brüssel 1882, Antwerpen 1885, Wien 1890, Paris 1894.

Die Gross-Industrie. V.

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