ERNST RATHAUSKY & CO.

Iv. K. PRIV. PAPIER-FABRIKEN

DEUTSCH-LANDSBERG.

m Eingänge der durch ihre wildlandschaftlichen Reize in Touristenkreisen wohlbekannten Klause in Burgegg bei Deutsch-Landsberg, aus der sich die Lassnitz, ein echtes Kind der Berge, schäumend und in ungestümer Hast herabstürzt, klapperte an derem linken Ufer bis-zum Jahre 1870 das Wasserrad der alten Grabenmühle. Da die Papier-Industrie zu jener Zeit in Steiermark und in Oesterreich über­haupt noch nicht so zahlreich vertreten war wie heute, so lag wohl der Gedanke nahe, das hohe Gefälle der Lassnitz, den damaligen Holzreichthum der Gegend und die billigen Arbeitskräfte für die Errichtung einer Papierfabrik zu verwerthen. Die Firma Carl Franz & Co., welche schon im Jahre 1868 eine Strohpapierfabrik in Hörbing bei Deutsch-Landsberg, die erste in Steiermark, erbaut hatte, griff diesen Gedanken auf, erwarb im Jahre 1870 die Grabenmühle mit ihrer ansehnlichen Wasserkraft durch Kauf und begann noch in demselben Jahre mit dem Bau einer Papierfabrik, auf welcher sich der Name der früheren Mühle forterbte. Diese Fabrik wurde mit einer aus Sachsen stammenden Papiermaschine von 168 Centimeter Breite, mit 4 Holländern und 2 kleinen Holz­stoffapparaten ausgestattet. Letztere erwiesen sich jedoch bald als unzulänglich, um den Holzstoffbedarf der Fabrik zu decken, so dass sich das Bedürfnis nach einer grösseren Holzschleiferei geltend machte. Deshalb wurde im Jahre 1872 ein grösserer Grundcomplex mit einer Wasserkraft von 300 Pferdekräften an der Sulm in Schwanberg angekauft und hier eine grosse Holzschleiferei mit 5 Defibreuren und den nöthigen Hilfsmaschinen erbaut.

Zu gleicher Zeit wurde die Papierfabrik Grabenmühle durch die Aufstellung einer zweiten aus England bezogenen Papiermaschine, die damals mit ihrer Breite von 227 Centimeter die grösste der Monarchie war, mehrerer grosser englischer Holländer und verschiedener Hilfsmaschinen sehr erweitert.

Die Firma Carl Franz & Co. gieng um diese Zeit in die Gesellschaft der Deutsch-Landsberger Papierfabriken über, welche später in Liquidation trat und im Jahre 1877 die Papierfabrik in Burgegg und die Holzstofffabrik in Schwanberg an die Firma Carl Rommeney & Ernst Rathausky und die Strohpapierfabrik in Hörbing an die Firma Leopold Leitner, später Franz Müller, verpachtete.

Diese sämmtlichen Objecte wurden im Jahre 1883 durch Kauf von den heutigen Besitzern Ernst Rathausky & Co. erworben und die Papierfabrik in Burgegg und die Holzschleiferei in Schwanberg von ihnen selbst in Betrieb genommen, während die Strohpapierfabrik in Hörbing an die Firma Carl Schweizer und später an die Firma C. J. Merckens in Wien verpachtet wurde.

Seither wurde die Productionsfähigkeit der Fabriken durch bauliche und maschinelle Umgestaltungen und Erweiterungen sehr gehoben und die frühere Production von 40 Metercentner pro Tag auf tägliche circa 100 Meter- centner Papier gebracht. Für diese erhöhte Papiererzeugung genügte die Production der Schwanberger Holzschleiferei nicht mehr, und es wurde deshalb im Jahre 1889 von der Firma Brüder Menzel die Holzschleiferei in Sukdull bei Wildon mit 3 Defibreuren acquirirt.

Im Jahre 1887 wurde behufs Sicherung des Kohlenbedarfes für absehbare Zeiten das Kohlenwerk Kalkgrub bei Schwanberg käuflich erworben, dessen damalige Productionsfähigkeit durch mittlerweile erfolgte günstige Auf­schlüsse sich sehr gesteigert hat. In den Unternehmungen der Firma Ernst Rathausky & Co. sind derzeit 6 Turbinen von circa 600 und 6 Dampfmaschinen von circa 250 Pferdekräften, 2 Papiermaschinen, 14 Holländer, 8 Defibreure mit 40 Pressen und verschiedene andere Hilfsmaschinen im Betriebe. Die Arbeiterzahl beträgt circa 300.

Erzeugt werden Packpapiere von der ordinärsten bis zur feinsten Qualität, Affichen- und Druckpapiere, Einbind- und Umschlagpapiere, Cellulose-, Lösch-, Walzen-, Hutpack- und diverse andere Papiere für specielle Zwecke, die ihren Absatz theilweise im Inlande, theilweise im Auslande finden. Der Export erstreckt sich namentlich auf die europäische und asiatische Türkei, Serbien, Bulgarien, Rumänien, Aegypten, Ostindien, Japan und Südamerika und wird durch eigene Vertreter in den w-ichtigsten Absatzgebieten vermittelt.

2LtWJäBL.

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