Zeit durch Anwendung seiner Plansichter einen weit geringeren Raum beansprucht, ist durch sorgfältige Sortirung der Griese nach ihrer Grösse die gute Wirkung der Putzmaschinen gewährleistet, weil nur Griese und Dunste möglichst gleicher Korngrösse sich durch bewegte Luft nach ihrer Qualität richtig sondern lassen. Griese von ungleicher Grösse, demselben Luftstrome (Druck- oder Saugwind) ausgesetzt, werden schlecht geputzt, weil die kleineren Theilchen, auch wenn sie Kerngriese sind, in den Ueberschlag getrieben werden, wohin nur die leichteren, Kleie haltenden Griese gelangen sollen.

Für jene Leser, welche die Veränderungen der Mühlen in den letzten 50 Jahren etwas näher betrachten wollen, sei zum Vergleiche der Arbeitsvorgang und die Mühleneinrichtung von einst und jetzt besprochen.

Der Arbeitsvorgang einer grösseren Mühle der Fünfziger- und Sechzigerjahre, wie eine solche durch den Querschnitt, Fig. 1, charakterisirt erscheint, war folgender:

Das zur Mühle gebrachte Getreide wurde durch einen Elevator (Becherwerk) unter Dach gehoben und gelangte zunächst auf das sogenannte Schrollensieb, welches die groben Verunreinigungen ent­fernte, und von diesem auf ein feines Sieb, welches die kleinen Unkrautsamen vom Weizen sonderte. Der so von groben und feinen Beimengungen befreite Weizen, welcher jedoch noch fremde Samen und Sternchen gleicher Korngrösse enthalten konnte, wurde einer Maschine, dem Conus oder Wolf, zuge­führt. Diese Maschine bestand aus einem mit Reibeisen oder Reibblech überzogenen abgestutzten, verti- calen Kegel, welcher in einem gleichfalls mit Reibblech an der Innenseite armirten Mantel rotirte. Die Entfernung beider Reibflächen war so bemessen, dass die Getreidekörner zwischen denselben hin- und hergeschleudert werden konnten. Bei diesem Anfliegen an die Reibfläche und dem Zurückprallen lösten sich Theile der äusseren Hüllen der Getreidekörner ab, welche Schalentheilchen durch einen mit dem Conus verbundenen Windflügel (Ventilator) beseitigt wurden. Der Weizen gelangte hiedurch etwas gereinigt, »geschält«, zur weiteren Verarbeitung. Statt des Conus wurden damals wohl auch andere »Schäl­maschinen« in Anwendung gebracht. Die Entfernung der Unkrautgesäme gleicher Korngrösse, welche später zumeist mit Hilfe der Trieurs erreicht wurde, fand jedoch nicht statt. Ebensowenig wurden Eisen- theilchen durch Magnete oder Sternchen durch Steinauslesemaschinen entfernt; diese Maschinen wurden erst später eingeführt, und wurde es auch erst später üblich, die Getreidereinigung unter der Benennung Köpper ei von der übrigen Mühle durch Scheidemauern zu trennen, eine Einführung, durch welche der beim Koppen entwickelte schädliche Staub von der eigentlichen Mühle abgehalten wird.

Die gereinigte Frucht wurde nun der eigentlichen Vermahlung zugeführt, welche mit dem Spitz­gange begann.

Der Spitzgang war meist ein oberläufiger Mahlgang, bei welchem der Oberstein oder Läufer durch die Steinstellung so hoch gestellt wurde, dass die Getreidekörner die Mahlflächen nur leicht rollend passirten. Die Aufgabe des Spitzens bestand in einem Abstossen des Bärtchens, d. i. der feinen, kurzen Härchen an der Spitze der Getreidekörner, und in der theilweisen Auslösung des Keimes, welcher an dem dickeren Ende der Körner in einer Vertiefung eingebettet liegt. Sachlich bildete das Spitzen eine Vorbereitung des Getreides und gehört als solche mehr zu den Operationen des Reinigens; da jedoch der Spitzgang gewöhnlich als erster Mahlgang seine Aufstellung fand, so wurde auch das Spitzen zu den Operationen der Vermahlung gezählt.

Das aus dem Spitzgange kommende Product gieng über ein Sieb, beziehungsweise durch einen Siebcylinder, welcher den Spitzstaub von der gespitzten Frucht trennte.

Der gespitzte Weizen gelangte zum nächsten Mahlgange, und waren die Steine desselben so gestellt, dass der Weizen grossentheils der Längsspalte des Kornes nach getheilt wurde. Diese Operation hiess Hochschroten.

Das abgesiebte, d. h. von Staub, Schalentheilchen und kleinen Bruchstücken durch Siebe befreite Hochschrot wurde der weiteren Vermahlung, dem 2., 3., 4., zuweilen auch bis 8. Schroten zugeführt.

Das Schroten bestand und besteht noch aus einem allmählich fortgesetzten Verkleinern. Die aus dem Mahlgang M v Figur 1, durch das Mehlloch austretenden verschieden grossen Bruchstückchen Schroten gelangen durch ein Fallrohr r x zu einem Elevator (Becherwerk) e, der sie bis unter das Dach hebt. Durch das Fallrohr r 2 wird das Schroten (Schrot von dem Steine) dem Mehlcylinder M 2 (ein Siebcylinder) zugeführt, welcher das Mehl durchlässt. An dem Mehlcylinderkasten befinden sich Sack­stutzen, an welchen Säcke zur Aufnahme des Mehles befestigt sind, wie ein solcher in Fig. 1 angedeutet

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