S. B R ' BRUNICKI & CO.

»MARIA HELENA«-D AMPFMÜHLE

LEMBERG.

ie auf allen anderen Industriegebieten haben auch im Müllereibetriebe die letzten Jahrzehnte grund­stürzende Reformen gebracht. Nach kurzer Zeit des Kampfes hatte die neue Productionsweise, mit Dampfkraft und vollkommenen technischen Einrichtungen gerüstet, die alten Formen der Müllerei niedergerungen, und gegenwärtig hat die Hochmüllerei die Flachmüllerei nahezu verdrängt. In Galizien war es ein eingewanderter Deutscher, Namens Robert Doms, welcher in diesem Industriegebiete als Pionnier der neuen Zeit auftrat. Er gründete im Jahre 1856 das erste Mühlen-Etablissement in diesem Lande, welches mit Dampfkraft betrieben wurde. In seiner sachverständigen Hand gedieh das junge Unternehmen und wuchs zu einer über die engeren Grenzen seiner Umgebung hinaus reichenden Bedeutung an.

Das Jahr 1893 bildet einen bedeutungsvollen Abschnitt in der Geschichte der besprochenen Mühle. Damals nämlich gieng sie in den Besitz eines Consortiums, bestehend aus den Herren Severin Baron Brunicki, Eduard Ritter von Marynorski und Stanislaus Ritter von Jedrzejowicz über, welches kein Opfer scheute, um dieselbe auf die Höhe der seit ihrer Begründung wieder mächtig fortgeschrittenen technischen Vervollkommnung zu bringen.

Das Mühlengebäude wurde um ein Stockwerk erhöht; zu den vorhandenen Baulichkeiten kamen neue hinzu. Dann galt es die innere maschinelle Einrichtung in jeder Hinsicht zweckentsprechend auszugestalten und die modernsten Mahlvorrichtungen zu installiren. Eine Dampfmaschine von 250 Pferdekräften wurde als Betriebskraft montirt, welche 7 Steingänge und 16 Walzenstühle in Gang halten sollte.

Nachdem die Firma als »Maria Helena-Dampfmühle S. Br. Brunicki & Co.« protokollirt worden war, wurde im Jahre 1894 der Betrieb wieder aufgenommen.

Die vorzüglichen Erzeugnisse der renovirten Mühle verschafften sich in kurzer Zeit allerorts Eingang und bald wurden sie zu den besten Marken des Landes gezählt. Die monatliche Production war rasch auf 10.000 Meter- centner gestiegen.

Die Firma übernahm auch auf Grund eines für mehrere Jahre mit dem k. und k. Aerar abgeschlossenen Ver­trages die Vermahlung des für die Garnisonen Lembergs und Umgebung erforderlichen Roggenmehlquantums.

Als im Jahre 1894 Se. Majestät der Kaiser die Lemberger Ausstellung mit seinem Besuche auszeichnete, wurde der Firma die allerhöchste Anerkennung für die von ihr ausgestellten Producte zutheil; namentlich sprach Se. Majestät Allerhöchstseine Befriedigung darüber aus, dass diese Mühle mit der Lieferung für die k. und k. Armee betraut sei.

Auf derselben Ausstellung trug die »Maria Helena«-Dampfmühle das Ehrendiplom als Preis davon.

Im Jahre 1897 hat die Firma ihre Production auf ein ganz neues Gebiet ausgedehnt, indem sie in Verbindung mit dem alten Etablissement eine Erbsen- und Reisschälerei errichtete.

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