Urkunden aus den Jahren 1263 bis izgo beweisen, dass die Gründung- der Stadt und des Schlosses, welche durch Ring-mauern, Thürme und Thore befestigt waren, mit der Gründung der Ostmark zusammenfällt. Auf das hohe Alter weist auch der Bau der dem heiligen Ulrich geweihten Kirche hin, die aus dem Ende des 10. oder dem Anfänge des 11. Jahrhunderts stammen mag. Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts im Patronate der Landesfürsten stehend, erscheint der Kirchenbesitz von 1255 bis 1265 Otto von Lonsdorf, dem Bischöfe von Passau, unterthan. 1386 gieng die Kirche an die Johanniter-Spitalsbrüder in Mailberg über, in deren Besitze sie bis 1747 blieb. Seit jener Zeit ist der jeweilige Schlossherr von Ebenfurth auch Patronatsherr der Kirche.

Als Lehensherr des Schlosses wird 1390 Hartnid von Pottendorf genannt. Im Jahre 1582 belehnte Kaiser Rudolf II. seinen Kämmerer und Hofsecretär Wolfgang von Unverzagt mit Ebenfurth, welches laut Kaufverschreibung vom 22. August 1589 um den Preis von 25.000 Gulden in dessen freies Eigenthum übergieng. Schloss und Gut Eben­furth blieb nun im Besitze des Freiherrn von Unverzagt bis 1747, in welchem Jahre Ferdinand Ignaz von Unverzagt dasselbe an Leopold Gundaker von Suttner verkaufte. Seither blieb dieses landtäfliche Schlossgut im Freiherrlich von Suttnerschen, später von Moserschen Familienbesitze.

Kaum minder alt wie das Schloss, ist die Mühle in Ebenfurth, welche schon im 13. Jahrhundert als selbst­ständiger Besitz erwähnt wird. Um das Jahr 1511 wurde diese Mühle von Hans Grafen von Hardegg, dem damaligen Besitzer von Ebenfurth, käuflich erworben und dem Gute einverleibt. Wie eine noch vorhandene Votivtafel meldet, wurde die Mühle im Jahre 1589 von Wolfgang von Unverzagt neu errichtet wahrscheinlich war dieselbe durch die Türken, unter deren Einfällen Ebenfurth viel zu leiden hatte, verwüstet und verbrannt worden und hiess fortan die »Hofmühle«. Sie blieb nun im Besitze der Herrschaft Ebenfurth, bis sie am 18. Februar 1853 vom Reichsfreiherrn von Moser an eine Societät verkauft wurde, welche zu diesem Zwecke am 12. October 1852 gebildet worden war. Diese Societät bestand aus den Herren Alexander Schoeller, Sigmund Lederer, Heinrich Wilhelm Edlen von Wert­heimstein und Ferdinand Burgett.

Die Mühle wurde nun zu einer Rollgerstefabrik umgestaltet und als solche zu Beginn des Jahres 1854 unter der Firma: »K. k. privil. Ebenfurther Gersten-Roll-Fabrik, Ebenfurth bei Wien« auf Grund der Fabriks­befugnis vom 5. Februar 1854 (Statth.-Erl. Z. 3298) in Betrieb gesetzt, bald darauf jedoch auch zur Vermahlung von Weizen und Roggen eingerichtet. Die innere Ausstattung erfuhr seither, den Fortschritten der Technik entsprechend, oftmalige Veränderungen. Zu Ende des ersten Jahres (1854) kam bereits eine Balancir-Dampfmaschine von 60 Pferde­kräften in Betrieb. Mit Mai 1856 wurde das bis dahin bestandene Societätsverhältnis gelöst, Alexander Schoeller wurde alleiniger Eigenthümer und demgemäss mit 1. Juni 1856 die Firma in: »K. k. priv. Ebenfurther Dampf­mühle und Rollgerste-Fabrik Alexander Schoeller« geändert.

In den folgenden Jahren verzeichnet die Chronik der Fabrik die erfolgreiche Betheiligung an mehreren inter­nationalen Ausstellungen, so in London 1862, Hamburg 1863, Köln 1865 und Paris 1867, bei welchen die Firma erste Auszeichnungen erhielt, so insbesondere in Paris die grosse goldene Medaille.

Im Jahre 1868 wurde anlässlich der Aenderung der Firma des WTener Grosshandlungshauses auch die Eben­further Protokollirung in: »K. k. priv. Ebenfurther Dampfmühle und Rollgerste-Fabrik Schoeller & Co.« umgeändert.

Im Frühjahre 1871 erfolgte der Ankauf der in Ebenfurth befindlichen Baumwollspinnfabrik von Johann Palme, welche alsbald zu einer Mühle, der zweiten sogenannten »unteren« Mühle der Firma Schoeller & Co., umge­baut wurde. Die »Hofmühle«, der Stammsitz des Mühlenbetriebes in Ebenfurth, deren uralte Geschichte im Tor­stehenden skizzirt ist, heisst seither die »obere« Mühle. Im September 1871 wurde die Wr.-NeustadtPottendorf Gr.-Neusiedler Eisenbahn eröffnet, im nächstfolgenden Monate die Baubewilligung für eine Schleppbahn von Eben­furth nach dem Neufelder Kohlenwerke ertheilt, mit der auch die Mühle durch einen Schienenstrang verbunden wurde. Im Sommer 1872 kam die untere Mühle in Betrieb. Im folgenden Jahre wurden die Ebenfurther Mühlen- producte auf der Wiener Weltausstellung prämiirt. Die Jahre 1874 und 1876 brachten die Eröffnung der Südbahn­strecke MeidlingPottendorf und der Raab-Oedenburger Eisenbahn. Im Jahre 1878 wurde die obere Mühle einem durchgreifenden Umbaue unterzogen. Bei dieser Gelegenheit wurden auch viele Neuerungen im Betriebe durchgeführt.

Das Jahr 1879 brachte die Eröffnung der Eisenbahnstrecke OedenburgNeufeld, worauf die bis dahin für den Pferdebetrieb eingerichtete Schleppbahn nach Neufeld für den Locomotivbetrieb umgestaltet und die Cartirungsstelle »Ebenfurth-Mühle« der k. k. priv. Südbahn activirt wurde.

Zu Ende desselben Jahres wurde die Rollgerste-Erzeugung gänzlich aufgelassen; dementsprechend erhielt die Firma den seither unveränderten Wortlaut: »Iv. k. priv. Ebenfurther Dampfmühle Schoeller & Co.«

1880 erfolgte der Umbau der unteren Mühle, sowie die Neueinrichtung derselben.

Im Jahre 1881 wurde die Eisenbahnstrecke WienAspang dem Verkehre übergeben. Zwei Jahre später wurden die Ebenfurther Dampfmühlen durch die Betriebseröffnung der neuerbauten Eisenbahn EbenfurthWittmanns­dorf auch an das Netz der k. k. Staatsbahnen, welche den Betrieb dieser Localbahn führen, direct angeschlossen.

Durch die Aufstellung einer Compound-Dampfmaschine von 300 Pferdekräften im Jahre 1889 wurde die Leistungsfähigkeit der oberen Mühle bedeutend gehoben. Im Jahre 1894 wurde dieselbe mit Plansichtern versehen und auf automatische Sortirung eingerichtet.

In den späteren Jahren erzielten die Ebenfurther Mühlenproducte erste Preise bei den Ausstellungen in Barce­lona 1888, Budweis 1889, Antwerpen 1890, Wien und Dresden 1894, Innsbruck 1896, endlich in Brüssel 1897, wo sie den Grand prix, den einzigen einem österreichischen Aussteller verliehenen, erhielten.

Einen wichtigen Zuwachs erfuhr die Mühlen-Industrie der Firma Schoeller & Co. im Jahre 1894 durch den Ankauf der Wiener Bäcker-Dampfmühle. Dieses im Jahre 1842 von einer Actiengesellschaft am Donaucanale in Wien als erste Dampfmühle in Oesterreich errichtete Fabriksunternehmen war, nachdem es durch Jahre ausser Betrieb gestanden, im Jahre 1875 an eine Commandit-Gesellschaft »Roman Uhl & Co.« übergegangen, die aber zur Liquidation

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