SZANGER & MASCHLER

DAMPFMÜHLEN

TARNOW.

ines der ältesten für die Hochmüllerei eingerichteten Etablissements Galiziens gründete im Jahre 1858 Heinrich Szancer im Vereine mit Wilhelm Freund in Tarnow. Dasselbe, aus drei Gebäuden bestehend, wurde mit einer Dampfmaschine von 50 Pferdekräften, sechs Mahlgängen nebst dem nöthigen Zubehör ausgestattet und entfaltete gleich zu Beginn eine Leistungsfähigkeit von 36.000 Metercentner vermahlenen Getreides während eines Jahres. Die Besitzer wussten durch emsige Arbeit und verständnisvolle Führung der Geschäfte die Schwierigkeiten und Hindernisse, welche sich der Entwickelung des jungen Unternehmens in den Weg legten, glücklich zu überwinden, eine Leistung, die bei der damaligen Lage dieses Industriezweiges und insbesondere in Anbetracht der ungünstigen Verkehrsverhältnisse jener Zeit nicht gering anzuschlagen ist.

Da aber der Ort inmitten des fruchtbaren, Getreide reichlich producirenden Landstriches glücklich gew T ählt war, blieb der Erfolg nicht aus und schon nach sechs Jahren mussten die Besitzer eine Erweiterung vornehmen, die in der Anlage einer neuen, speciell für die Kornvermahlung bestimmten Mühle bestand. Den im Verlaufe der Zeit auf dem Gebiete der Mühlen-Industrie auftauchenden Verbesserungen wurde stets vollkommen Rechnung getragen und unaufhörlich an der Steigerung der Productionsfahigkeit gearbeitet. Gegenwärtig hält eine 2 5opferdekräftige Dampf­maschine, Brünner Provenienz, die verschiedenen vollständig modernen Mahlvorrichtungen im Gange, die alljährlich eine Menge von 120.000 Metercentner Getreide verarbeiten. Die elektrische Beleuchtung wurde schon vor zehn Jahren eingeführt und zu diesem Zwecke zwei Dynamomaschinen aufgestellt.

Im Besitze der Firma sind seit deren Begründung verschiedene Veränderungen vor sich gegangen. Im Jahre 1865 trat Felix Lord der Gesellschaft als Theilhaber bei; 1882 wurde Arthur Szancer, der Sohn des Gründers Heinrich Szancer in die Firma aufgenommen. Felix Lord übertrug 1892 seinen Geschäftsantheil an Josef Maschler. Da inzwischen auch der Mitbegründer Wilhelm Freund ausgeschieden war, wurde der ursprüngliche Wortlaut der Firma »Freund & Szancer« im Handelsregister gelöscht und dafür Szancer & Maschler eingetragen.

Die Absatzgebiete der Tarnower Dampfmühlen haben allmählich eine bedeutende Erweiterung erfahren. Während ihre Producte ursprünglich hauptsächlich im Inlande und nur zum geringen Theile in Deutschland Käufer fanden, besteht gegenwärtig ein lebhafter Export nach Russland, Frankreich und der Schweiz.

Der Bestand des Unternehmens hat, abgesehen davon, dass gegenwärtig 100 Arbeiter daselbst ihren Lebens­unterhalt erwerben, auch auf die Hebung der wirthschaftlichen Lage der Umgebung einen förderlichen Einfluss geübt. Auf humanitärem Gebiete war namentlich der Senior, Heinrich Szancer, thätig, auf dessen Initiative schon lange vor der gesetzlichen Regelung der Krankenversicherung den Arbeitern ärztliche Hilfe und Medicamente unent­geltlich zutheil wurden. Seine Verdienste um die Hebung der heimischen Industrie, sowie sein gemeinnütziges Wirken wurden von Sr. Majestät dem Kaiser durch die Verleihung des Ritterkreuzes des Franz Joseph-Ordens belohnt und von der Stadt Tarnow, durch die Ernennung zum Ehrenbürger.

Als Heinrich Szancer im Jahre 1886 sein arbeitsreiches Leben abschloss, übernahm sein Sohn Arthur, seit 1882 Gesellschafter der Firma, Handelskammerrath, Mitglied des Staats-Eisenbahnrathes und Stadtrath von Tarnow, die Leitung der Dampfmühlen in Tarnow.

Im Jahre 1866 wurde von dem Begründer der Tarnower Dampfmühlen ein ähnliches Unternehmen in Stanislau erbaut und mit einer ioopferdekräftigen Dampfmaschine versehen; dasselbe gieng jedoch später in anderen Besitz über. Arthur Szancer, Sohn des Heinrich Szancer, gründete im Jahre 1877 ebenfalls eine Dampfmühle mit gleich starker Betriebskraft in Bochnia; dieselbe besteht bis zum heutigen Tage unter der Firma Szancer & Co.

HO