Verbesserungen in der Erzeugung, durch die geänderten Markt- und Transportverhältnisse und den steigenden Export, eine neue Aera angebrochen, die Zeit des Ueberganges der Zuckererzeugung vom landwirthschaftlichen Gewerbe zu einer sich mächtig entwickelnden Industrie.
Nicht als Gründer neuer Etablissements, sondern als Verbesserer und Führer alter Fabriken hat sich Moriz Bauer in jener Zeit bewährt.
Nebst der Altbrünner Zuckerfabrik besass er noch eine Fabrik auf seinem Gute Böös in Ungarn, welche sich nur durch seine ausgezeichnete Leitung trotz sehr ungünstiger Verhältnisse ganz gut entwickelte. ~~~
Durch viele Jahre führte er die Mödritzer Zuckerfabrik als Verwaltungsrath und später als Präsident, einige Jahre die Doloplasser, kurze Zeit auch die Fabrik in Debreczin; ferner betheiligte er sich an der Mährisch-Neustädter und der Oedenburger Zuckerfabrik.
Trotz dieser grossen Arbeitslast fand er noch Zeit, so manches Ehrenamt zu übernehmen. Er war durch 30 Jahre Mitglied der Brünner Handels- und Gewerbekammer, welche ihn nach seinem wegen hohen Alters und geschwächter Gesundheit erfolgten Rücktritte durch die Wahl zum correspondirenden Mitglied ehrte.
Im mährischen Landtag vertrat er die Kammer durch fast 18 Jahre, war Mitglied des Censoren-Collegiums der Oesterreichisch-ungarischen Bank u. s. w.
Se. Majestät zeichnete ihn im Jahre 1871 für sein verdienstliches und humanitäres Wirken durch Verleihung des Ordens der Eisernen Krone III. Classe und des Ritterstandes aus.
Die Altbrünner Zuckerfabrik hat im Jahre 1873 auf ihrem Entwickelungsgange die Erzeugung von weissem raffinirten Zucker begonnen. Es wurden während der Rübencampagne Saftmelisse und Centrifugalpilé erzeugt und nach derselben noch ein kleines Quantum Rohzucker raffinirt. Die Pilé-Marke MB war eine der beliebtesten auf dem Triester Markte und wurde besonders gerne in dem südlichen Italien gekauft.
Im Jahre 1877 führte diese Fabrik als die erste in Oesterreich das Osmoseverfahren ein. In den Jahren 1880 —1883 wurde die Melasse nach dem Procédé Manoury entzückert.
Im Jahre 1878 wurde die Rüben Verarbeitung gänzlich aufgegeben und die Altbrünner Zuckerfabrik in eine Raffinerie umgebaut. Dieselbe erzeugt durchschnittlich circa 100.000 Metercentner Raffinade pro Jahr, wovon die grössere Hälfte als Brodraffinade, der Rest als Würfel und Mehl theils auf den inländischen Markt, theils zum Export gebracht wird.
Bis zum Jahre 1872 führte Moriz Ritter von Bauer die Fabrik selbst. In diesem Jahre traten seine beiden Söhne Victor und Julius Ritter von Bauer als Theilnehmer in das Geschäft, welche nach und nach unter seiner Leitung die technische und administrative Führung des Etablissements übernahmen. Julius Ritter von Bauer starb im Jahre 1880.
Mit dem Tode des Gründers der Firma im Jahre 1895 gieng dieselbe in den alleinigen Besitz seines Sohnes Victor Ritter von Bauer über. In der Führung des Betriebes wird derselbe von den seit vielen Jahren im Dienste der Fabrik stehenden Beamten und Arbeitern unterstützt.
Von den Beamten feierte in diesem Jahre der Director Josef Mikulaschek sein 4ojähriges Jubiläum. Der FabriksVerwalter Arthur Kratochwil steht bereits seit 37 Jahren im Dienste der Firma, und auch unter den übrigen Beamten und Arbeitern befinden sich mehrere, welche länger als 30 Jahre ununterbrochen in der Fabrik thätig sind.
120