LEIPNIK-LUNDENBURGER ZUCKERFABRIKEN

A CT I ENGESELLSCHAFT

LEIPNIK, LUNDENRURG UND WIEN.

m Jahre 1867 vereinigten sich die Herren Carl Borckenstein, Alexander Ritter von Schoeller, Gustav Ritter von Schoeller, Philipp Ritter von Schoeller, Robert Schorisch, Alfred Skene und August Ritter von Skene zur Gründung einer Zuckerfabrik in Leipnik, welche unter der Firma Leipniker Rübenzucker-Fabriks-Actiengesellschaft mit einem Actiencapital von 500.000 fl. errichtet wurde.

Die genannte Fabrik war zur Erzeugung von weisser Waare aus Rübe, sowie zur Raffination von gekauftem Rohzucker eingerichtet.

Zu Anfang der Siebzigerjahre war man allmählich zur Ueberzeugung gekommen, dass die directe Erzeugung von weisser Waare aus der Rübe keine Vortlieile biete, dass es vielmehr rationeller sei, die Production von Roh- waare und Raffinade zu trennen. Diese Erkenntnis, sowie die Aussicht, auch ausserhalb der Grenzen der Monarchie einen grösseren Absatz an raffinirtem Zucker zu erzielen, führten zu dem Entschlüsse, eine selbstständige Raffinerie zu errichten.

Im April 1871 wurde der erforderliche Grund und Boden in Lundenburg angekauft und sofort mit dem Bau der Raffinerie begonnen. Die Wahl von Lundenburg als Standort der Raffinerie wurde durch Rücksichtnahme auf die günstigen Verkehrsverhältnisse dieses Bahnknotenpunktes veranlasst, die nicht nur den Bezug des erforderlichen Rohzuckers aus drei Richtungen, sondern auch den leichteren Absatz der fertigen Raffinade in der Richtung nach und über Wien und Budapest ermöglichten.

Der Bau wurde in forcirter Arbeit nach weniger als Jahresfrist beendet, so dass bereits am 22. Februar 1872 der Betrieb der Raffinerie aufgenommen werden konnte.

Durch die am 27. Juli 1871 abgehaltene ausserordentliche Generalversammlung der Leipniker Rübenzucker- Fabriks-Actiengesellschaft wurde die Aenderung der Firma in Leipnik-Lundenburger Zuckerfabriken-Actien­gesellschaft, sowie die Erhöhung des Actiencapitals auf 2,000.000 fl. beschlossen. Bei Constituirung der neuen Gesellschaft wurde Herr August Ritter von Skene neuerdings zum Präsidenten gewählt, während Herr Robert Schorisch die Leitung der neu errichteten Raffinerie ebenfalls übernahm.

Die erste Campagne der Lundenburger Raffinerie dauerte 208 Tage, und in dieser Zeit wurden 108.756 Wiener Centner Rohzucker verarbeitet, was einer durchschnittlichen wöchentlichen Verarbeitung von 3660 Wiener Centner = 2050 Metercentner entspricht. Die Zahl der in der ersten Campagne beschäftigten Arbeitskräfte betrug 472, und zwar 314 männliche, 104 weibliche und 54 jugendliche Arbeiter.

In den ersten Jahren wurden nur Brode erzeugt. Erst im Jahre 1874 wurde mit der Würfelzuckerfabrication begonnen, und zwar war es die Reischauersche Ziegelpresse, welche damals in Verwendung kam. Die ersten Würfel wurden noch unrangirt in Kisten verpackt und so versandt. Diese Erzeugungsweise erfuhr später eine Verbesserung durch Einführung der Pzillasschen Streifenpresse, bis endlich im Jahre 1877 das Langensche Würfelverfahren ein­gerichtet wurde, welches heute noch im Betrieb ist.

Auch sonst wurde die Vervollkommnung der Raffinerie stets im Auge behalten, und die jeweiligen Ver­besserungen der Erzeugungsweise fanden daselbst rasch Eingang. Im Jahre 1877 w T ar die Lundenburger Raffinerie eine der ersten in Oesterreich, in welcher Versuche mit dem Osmoseverfahren, und zwar auf zwei aus Belgien stammenden Osmogenen, angestellt w T urden.

Verschiedene Neuerungen brachten es mit sich, dass die Productionsfähigkeit eine stetig steigende war, so zwar, dass schon in der Campagne 1886/87 das wöchentlich verarbeitete Rohzuckerquantum 5000 Metercentner betrug, somit mehr als um das Doppelte grösser war, als bei der Gründung.

Das Jahr 1887/88 brachte die Einführung der Affination des Rohzuckers, welche Neuerung die wöchent­liche Leistungsfähigkeit gleich um 1000 Metercentner erhöhte.

Die folgenden Jahre bewahren die steigende Tendenz. In der Campagne 1890/91 betrug die wöchentliche Verarbeitung 7000 Metercentner, 1891/92 8000 Metercentner. Vergrösserungen der Fabricationseinrichtungen zur Ausarbeitung der zweiten und dritten Producte brachten das verarbeitete Rohzuckerquantum im Jahre 1894/95 auf 9000 Metercentner.

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