Die von der Zuckerfabrik Dobrowitz erzeugten Proben der »ersten Krystallisation« aus Rübensaft wurden der Regierung zur Beurtheilung eingesandt und für die Waare eine Niederlage in Prag errichtet, welche sich eines grossen Absatzes sowohl en gros als en detail erfreute. Damit war der erste Schritt zur erfolgreichen Einführung des Zuckers aus der Zuckerrübe gemacht und das Vorurtheil gebrochen, welches diesem Zucker gegenüber dem Rohrzucker anhaftete. Nach ihrer ersten Campagne wurde die Fabrik am 2-. Februar 1832 durch eine von der patriotisch - ökonomischen Gesellschaft entsendete Commission, bestehend aus den Herren Dr. Pleischel, Professor der Chemie an der medicinischen Facultät, Jacob Bamberger, Baron von Wimmerschen Wirthschafts - Secretär, und Michael Seidl, Secretär der genannten Gesellschaft, besichtigt. Dieselbe erstattete am 20. Februar 1832 an das k. k. Landesgubernium einen Bericht, in welchem vor Allem die volle Eignung Karl Weinrichs zum Dirigenten dieses Unternehmens hervorgehoben und weiter betont wird, dass derselbe keinerlei Geheimniskrämerei treibe, die man bei ähnlichen Unternehmungen häufig finde, sondern im Gegentheil das ganze Verfahren offen auseinandergesetzt habe. In dem Berichte heisst es dann wörtlich:

»Man kann die bei diesem Geschäfte vorkommenden Arbeiten in mechanische und chemische eintheilen; zu den ersteren gehört das Waschen, Reiben und Pressen der Rüben, und zu den letzteren das Reinigen, Klären, Eindicken und Krystallisiren des Saftes. Die mechanischen Arbeiten unterliegen keinen Schwierigkeiten und können von gemeinen Arbeitern bald erlernt werden. Anders ist es mit dem chemischen Theile dieser Geschäfte, und es ist unerlässlich, bei einem solchen Unternehmen einen Werkführer anzustellen, der sich die chemischen Kenntnisse wenigstens insoweit eigen gemacht hat, als dieses hier erforderlich ist.

Das Waschen und Pressen geschieht durch Menschenhände und letzteres auf vier Schraubenpressen. Die Rübenreibmaschine wird mit Pferden betrieben und kann in zehn Arbeitsstunden (von einem Tag- und Nachtbetriebe war natürlich vor der Einführung des Dampfes keine Rede) 400 bis 500 Centner Rüben breiartig zerreiben. Das Reinigen des Saftes von fremdartigen Stoffen und das Klären geschieht auf grossen kupfernen Kesseln, in welche der Saft mittelst Röhren geleitet wird, worauf er bis zu einer bestimmten Consistenz bei freiem Feuer abgedampft und durch zwei verschiedene Filter noch mehr gereinigt wird. Hierauf wird der nun ganz gereinigte Saft noch ferner mittelst Wasserdämpfen eingedickt und ist auf diese Art zur Krystallisation vorbereitet. Die Fabrik besitzt 26 Kupferkessel, deren Gesammtinhalt 630 Cubikfuss und deren Gewicht an Kupfer 9755 Pfund beträgt. An Arbeitern sind 60 bis 80 Personen beiderlei Geschlechtes beschäftigt. Zur Krystallisation wird der Saft in grosse hölzerne Bottiche gebracht, worin sich in der Wärme nach einigen Wochen der Rohzucker oder das sogenannte Zuckermehl bildet, woraus sodann Raffinade hergestellt werden kann, was keine Schwierigkeiten bietet.«

Zu dieser Zeit versuchte man auch schon, die Rohzuckererzeugung ganz zu ersparen, und brachte zu diesem Behufe den gehörig zubereiteten Saft anstatt auf Bottiche zur Erzeugung des Rohzuckers gleich in die bekannten Zuckerhutformen, wo er, wie in den gewöhnlichen Zuckerraffinerien, weiter von Syrup und von Farbstoff gereinigt und Raffinade erzeugt wurde.

Die Zuckerfabrik Dobrowitz verarbeitete in der ersten Campagne blos 18.000 Wiener Centner Rübe. Nichts­destoweniger wurden bereits 900 Wiener Centner Rohzucker erzeugt, was eine Ausbeute von 5 Procent, vom Gewichte der Rübe gerechnet, bedeutet.

Aus dem günstigen Erfolge der ersten Campagne erhoffte die Commission den Anstoss zur Anlage anderer Zucker­fabriken und berechnete, dass 10 bis 15 solcher Fabriken genügen würden, um den Zuckerbedarf in Böhmen zu decken.

So war die Arbeitsweise einer grossen, mit Sorgfalt geleiteten Zuckerfabrik vor mehr als 60 Jahren. Die Fortschritte, welche die Zuckerfabrication seither gemacht, kennzeichnet am besten die Thatsache, dass die jetzige Zuckerfabrik Dobrowitz, allerdings eine der grössten ihrer Art, über 200.000 Metercentner Consumzucker erzeugt, 22 Dampfkessel, 33 Dampfmaschinen und 21 Verdampf- und Kochapparate besitzt und über 1300 Arbeiter beschäftigt.

Nach dem Muster der Dobrowitzer gründete Karl Weinrich noch zahlreiche andere Zuckerfabriken. Die vielen Mühseligkeiten und Sorgen zerstörten aber leider seine Gesundheit, und im Jahre 1860 setzte der Tod dem nimmermüden Thätigkeitsdrange des genialen Mannes zu früh ein Ende.

Sein gleichnamiger Sohn ist der Besitzer der modernen Zuckerfabrik Syrowatka, deren Totalansicht mit dem aufragenden Schlot und den hohen Kalköfen, wie den im Vordergründe befindlichen Klärteichen das nebenliegende erste Vollbild anschaulich, wiedergibt.

Die Zuckerfabrik Syrowatka wurde im Jahre 1849 von Michael Freiherrn Dobfensky v. Dobfenitz gegründet und war anfangs auf eine jährliche Verarbeitung von 80.000 bis 100.000 Wiener Centner Rüben eingerichtet.

Im Jahre 1862 gieng dieselbe in das Eigenthum der Firma »Karl Weinrichs Erben« über und wurde 1868 von dem jetzigen Eigenthümer Herrn Karl Weinrich, Grossgrundbesitzer in Dobfenitz, übernommen. Entsprechend den Fortschritten der Zuckerfabrication wurde die Fabrik total verändert und das Fabriksgebäude gelegentlich der Einführung der Diffusionsarbeit bedeutend erweitert. Gegenwärtig verarbeitet die Fabrik täglich 4000 Metercentner, respective in der Campagne 300.000 Metercentner Rüben, aus welchen circa 36.000 Metercentner Rohzucker ge­wonnen werden. Die Diffusion besteht aus einer i4gliedrigen Batterie (ä 27 Hektoliter Inhalt, System Bromovsky) mit unterer hydraulischer Entleerung.

Die Fabrik presst die ausgelaugten Schnitte mit einer Seiwig-Langenschen Presse aus, reinigt den Saft durch drei Saturationen und Wellblechfiltration, süsst den Saturationsschlamm mit Janäüekschen Schlammpressen aus und ver­kocht den Saft in drei Verdampf körpern und einem Vacuum. Die Füllmasse wird nach Abkühlung durch einen Re- frigeranten mittelst Fescascher Centrifugen ausgeschleudert. Zur Erzeugung des Dampfes stehen sechs Dampfkessel mit 1120 Quadratmeter Heizfläche zur Verfügung. Die zum Betriebe nothwendigen Dampfmaschinen besitzen 180 Pferde­kräfte. Die früher erwähnten sechs Verdampfapparate besitzen 615 Quadratmeter Heizfläche, während das stehende Vacuum eine solche von 65 Quadratmeter aufweist. Die Melasseentzuckerung geschieht seit dem Jahre 1882 durch Osmose, und stehen hiezu 20 Apparate nach Märky, Bromovsky und Schulz zur A^erfügung.