HONORE JOURDAN

FRANZÖSISCHE FRÜCHTECONSERVEN-FABRIK

G Ö R Z.

ie Fabrication von Fruchtconserven verdankt den Aufschwung der letzten Decennien dem Begründer dieses Etablissements. Vor 25 Jahren wurde nämlich Honoré Jourdan als technischer Director aus Frankreich nach Oesterreich berufen. Ein bekanntes Handelshaus in Görz, Giacomo Marizza, hatte er­kannt, dass ungeachtet der mächtigen natürlichen Hilfsquellen die Industrie von Fruchtconserven im Rückgänge sei. Um sie nicht ganz verfallen zu lassen, hielt es der Chef des Hauses für angezeigt, einen tüchtigen Director aus Frankreich kommen zu lassen. Und noch heute gibt es in diesem Industriezweig in Görz keine anderen technischen Arbeiter als Honoré Jourdan, Vater und Sohn.

Zu der Zeit, als Jourdan in Görz erschien, erzeugte diese reizende Stadt an frischen, getrockneten und con- servirten Früchten ein Jahresquantum im Werthe von höchstens einer Million Gulden.

Gegenwärtig jedoch hat sich mit Hilfe der beiden noch heute blühenden Fabriksetablissements der Gesammtexport in frischen, getrockneten und conservirten Früchten und Gemüsen auf ungefähr vier Millionen Gulden im Jahre gehoben.

Die Fabriken für Fruchtconserven geniessen den grossen Vortheil, dass sie ihre Waaren während neun Monaten im Jahre zum Vertrieb bringen können, während die frischen Früchte naturgemäss nur drei Monate im Jahre- markt­gängig erscheinen. Der Handel in landwirtschaftlichen Producten hat deshalb innerhalb der ganzen Provinz die günstigen Rückwirkungen des stetig wachsenden Betriebes der beiden Fabriken verspürt.

Kaufleute aus ganz Oesterreich kommen gegenwärtig nach Görz, um dort die Producte der Obst- und Gemüse- cultur zu kaufen und zum Export zu bringen. Die betreffenden Producte werden heute doppelt so hoch bezahlt als vor fünfundzwanzig Jahren.

Dieser gute Geschäftsgang hat auch die Lebensweise der Bevölkerung während dieser Zeit gewaltig gebessert.

In den Dörfern, welche die Stadt Görz umgeben, erblickt man grosse und kleine, aber durchwegs gut er­haltene Landhäuschen, welche von den landwirthschaftlichen Arbeitern bewohnt werden. Der reichlichere Arbeits­verdienst hat ihnen die Möglichkeit geboten, sich unabhängiger zu halten und sich bequemer einzurichten. Die Bauern profitiren alle mit ihren Familien von der guten Erwerbsquelle, welche ihnen die fabriksmässige Verwerthung ihrer Producte erschlossen hat. Vor fünfundzwanzig Jahren giengen diese Landleute alle noch baarfuss. Heute tragen sie schon eine gute Fussbekleidung, ja man sieht sie Goldketten, Broschen, Ohrgehänge u. s.w. tragen, durchwegs Zeichen einer grösseren Wohlhabenheit. Wenn es trotzdem, allerdings nur wenige Arme gibt, so muss man sich eben die That- sache vor Augen halten, dass die stetige Quelle alles Elends, die Indolenz, weder durch Privatwohlthätigkeit, noch durch Regierungsmaassnahmen vollständig eingedämmt werden kann. Das Verdienst der Thätigkeit von Jourdan, durch Einführung dieses Industriezweiges den Wohlstand von Görz und Umgebung gefördert zu haben, wird dadurch nicht geschmälert.

Eine besondere Auszeichnung wurde Honoré Jourdan zu Theil, als Se. Majestät der Kaiser vor zwanzig Jahren Görz passirte. Es war im Monat April und zu dieser Zeit unmöglich, frische Früchte aus Nizza zu liefern. Da fasste Jourdan, als Director des Hauses Marizza, die Idee, dem Kaiser eine Gruppe von Früchteconserven zu offe- riren, welche 1 Meter 50 Centimeter hoch war und 90 Kilogramm wog. Se. Majestät war darüber sehr erfreut und liess das Geschenk der Kaiserin nach Wien senden. Die Blätter nahmen von dieser Auszeichnung Notiz. Dadurch wurde die Aufmerksamkeit weiter Kreise auf die Fabrication gelenkt und ihr guter Ruf auch in der Reichs haupt- stadt und in anderen grossen Städten begründet.

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