unter Anton Drehers Leitung in Wien 1873 mit dem Ehren-Diplom, in Paris 1878 mit der grossen goldenen Medaille, in Sydney 1879, Melbourne 1880 und Triest 1882 mit dem ersten Preise prämiirt.

Anton Dreher hatte, als er am 21. März 1870 das väterliche Erbe übernahm, erst das 21. Lebensjahr voll­endet. Er wurde am 21. März 1849 zu Schwechat geboren. Nachdem er seine Studien am akademischen Gymnasium in Wien und an der chemisch-technischen Abtheilung des Polytechnicums in Zürich vollendet hatte, begab er sich für längere Zeit auf Studienreisen, die ihn nach England, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz führten und in ihm die nöthigen Kenntnisse und Erfahrungen reifen Hessen, um später das väterliche Erbe über­nehmen zu können. Mit welchem Erfolge dies geschah, haben wir bereits gesehen.

Eine rege Theilnahme bethätigt Anton Dreher auch an den Gesammtinteressen des Braufaches und überhaupt der Industrie. Er ist Mitglied des Brauherrenvereines für Wien und Umgebung und des Industriellen-Clubs in Wien. Im Jahre 1884 entsandte ihn der niederösterreichische Grossgrundbesitz in den Landtag.

Seine Verdienste wurden auch von Allerhöchster Seite anerkannt. Am 30. October 1873 wurde ihm in An­erkennung der auf der Wiener Weltausstellung in imponirender Weise bekundeten Leistungsfähigkeit der Dreherschen Brauereien das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens und am 30. März 1897 das Comthurkreuz zum Franz Joseph-Orden verliehen. Am 4. Juni 1893 war ihm die Ehre eines Besuches seines Monarchen, des Kaisers Franz Joseph, zu Theil geworden, welcher die Brauerei Klein-Schwechat einer eingehenden Besichtigung würdigte.

Vermählt ist Anton Dreher seit dem 12. August 1870. Zur Gattin erwählte er sich die Bräuhausbesitzerstochter Käthe Meichl aus Simmering bei Wien. Dieser Ehe entsprossen drei Söhne: Anton Dreher (geboren den 9. Juni 1871), Eugen Dreher (geb. den 15. Juli 1872) und Theodor Dreher (geb. den 27. August 1874), die im Betriebe der gross­artig wachsenden Unternehmungen ihres Vaters sich bereits tüchtig bewährt haben.

Im Jahre 1895 konnte Anton Dreher das 25jährige Jubiläum seiner Leitung der Firma Dreher mit dem stolzen Bewusstsein begehen, die unter dieser Firma vereinigten Brauereien zu wahren Musterstätten der Braukunst gestaltet zu haben, so dass hinsichtlich ihrer Anlage und Einrichtung ihnen nur die bedeutendsten Etablissements Englands und Amerikas an die Seite gestellt werden können und bezüglich ihrer Productionsfähigkeit sie in ihrer Gesammtheit überhaupt unerreicht dastehen.

Den besonderen Verhältnissen der vier Dreherschen Brauereien sind nachstehend eigene Betrachtungen ge­widmet, aus welchen hervorgehen wird, was Alles geschehen ist, um sie zu Musteretablissements zu gestalten, wie auf allen Gebieten der Zymotechnik die ausgedehntesten Versuche angestellt wurden, um die denkbar besten Erfolg'e zu erzielen, wie die Dreherschen Brauereien stets die ersten waren, in welchen die neuen Errungenschaften der Technik zur Anwendung gelangten.

Brauerei Klein-Schwechat bei Wien.

Als Stammhaus der Dreherschen Brauerei ist die Brauerei Klein-Schwechat bei Wien zu betrachten. Freilich ist in dem enorm ausgedehnten und mustergiltig ausgestatteten Etablissement, dessen Baulichkeiten sich heute über einen Flächenraum von circa 165.000 Quadratmeter erstrecken, die bescheidene Braustätte nicht wiederzuer­kennen, zu welcher der Grundstein schon im Jahre 1632 gelegt wurde, und die zu Ende des 18. Jahrhunderts in den B'esitz Franz Anton Drehers, des Grossvaters des gegenwärtigen Besitzers, übergieng.

Den ersten Aufschwung zu ihrer jetzigen Bedeutung als erste Brauerei nicht nur des österreichisch-ungari­schen Staatenverbandes, sondern des ganzen Continents, nahm die Brauerei Klein-Schwechat, wie schon an anderer Stelle erwähnt, im Jahre 1836, als Anton Dreher sen. das elterliche Erbe übernahm und seinen im Auslande ge­sammelten reichen Erfahrungsschatz mit seltener Thatkraft und Intelligenz zu verwerthen begann.

Bis zu diesem Zeitpunkt war in Klein-Schwechat wie im ganzen Bereiche der österreichischen Brauerei-In­dustrie lediglich eine auf dem System der Obergährung beruhende Braumethode ausgeübt worden, durch welche ein zwar recht wohlschmeckendes, aber wenig- haltbares Gebräu hergestellt wurde. Die tief eingreifende Reform welche Anton Dreher sen. im Betriebe seiner Brauerei unternahm, beruhte nun darauf, dass er das System der Untergährung, welches er im Auslande, namentlich in den Brauereien Bayerns, kennen gelernt und gründlich studirt hatte, in Klein-Schwechat einführte. Damit wirkte er im weitesten Sinne des Wortes bahnbrechend, indem er für die gesammte österreichische Brauerei-Industrie ein Vorbild schuf.

Die von Anton Dreher sen. in Angriff genommene Reform erforderte natürlich eine wesentliche Umgestaltung und theilweise Neugestaltung in der Anlage des Etablissements. Hand in Hand mit der Einführung einer neuen Methode der Malzbereitung und eines neuen Systems der Gährung musste die Anlage von geeigneten Kellerräumlich­keiten zur Aufbewahrung des nach dem neuen Verfahren hergestellten Bieres gehen, welches sich durch die Eigen­schaft auszeichnete, durch monate-, ja selbst jahrelange Lagerung nicht nur seinen Wohlgeschmack nicht zu verlieren, sondern sogar an Güte zu gewinnen.

Als zu Ende der Dreissigerjahre in Wien zum ersten Male das von der Dreherschen Brauerei erzeugte »Lagerbier« zum Ausschank gelangte, fand dasselbe sogleich grossen Beifall und gewann bald einen Ruf, der sich mehr und mehr verbreitete und dem neuen Gebräu ein rasch wachsendes Absatzgebiet eroberte. Von Jahr zu Jahr musste in Folge dessen der Betrieb der Brauerei Klein-Schwechat vergrössert werden, wobei stets die Resultate von Drehers unermüdlichen Vervollkommnungsversuchen zur Anwendung gelangten.

Im Jahre 1850 führte Anton Dreher sen. eine weitere Reform in den Betrieb seiner Brauerei ein, durch welche er aufs Neue bahnbrechend wirkte. Die Brauerei Klein-Schwechat war die erste in Oesterreich, welche den Dampf als Betriebskraft benutzte. Bis dahin war nicht nur in Klein-Schwechat, sondern in allen österreichischen Brauereien mit Handbetrieb gearbeitet worden.

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