im grossen, ebenfalls neu eingerichteten Curhause, sowie in anderen Dependencen wohnenden Gäste, und eine eigene Meierei liefert gesunde Curmilch, Molke und sonstige landwirthschaftliche Producte. Für mittellose Curgäste haben die Besitzer zur bleibenden Erinnerung an das glorreiche fünfzigjährige Regierungs-Jubiläum Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph I. ein besonderes Heim erbaut, welches in jeder Saison 3040 curbedürftigen mittellosen Personen aus allen Ständen, in erster Linie aus Schlesien, durch eine Zeit von 46 Wochen Unterkunft und freie Curmittel ge­währen wird.

Als Anstaltsarzt fungirt Med. U. Dr. Josef Pokorny aus Wien (II. Bezirk, Castellezgasse 12).

Im Jahre 1896 wurde der Johannisbrunnen, im darauffolgenden die Paula-Quelle und die 1896 erbohrte Marien- Quelle neu gefasst.

Die Marien-Quelle wurde nach Angaben des gegenwärtigen Badeleiters Franz Hawlik von der Firma Adolf Niklas in Teplitz in einer Tiefe von 20 Metern erbohrt und gefasst, und Professor Hofrath Dr. Ernest Ludwig aus Wien, welcher dieselbe analysirte, hat die Fassungsarbeiten als sehr gelungen bezeichnet.

Diese stark kohlensäurehältigen Quellen liefern ein vortreffliches Heil- und Tafelwasser, von welchem die Badeverwaltung im ersten Jahre bereits 50.000 Flaschen versendet hat. Es wurde das erstemal in der Jubiläums- Ausstellung in Wien 1898 vor ein grösseres Publicum gebracht und erfreut sich schon der Auszeichnung eines Ehrendiplomes mit Medaille.

Das Füllungs- und Versendungshaus ist nach den in den bekannten böhmischen Bädern erprobten Einrichtungen hergestellt worden. Die Besucher haben stets freien Zutritt in dasselbe und dadurch Gelegenheit, den Vorgang bei der Füllung zu beobachten und sich von der Genauigkeit, mit wmlcher vorgegangen wird, damit der Sauerbrunn seine natürlichen Eigenschaften behält, zu überzeugen.

Aus den Magazinen kommen die leeren Flaschen in die Waschräume, woselbst sie, zuerst in grosse Cement- bottiche eingeschlichtet, durch längere Zeit liegen bleiben, damit der daran haftende Hüttenstaub und Schmutz sich ablöst, dann kommen sie zum Waschen auf die Flaschen Waschmaschine (Patent J. Putze, Wien), welche durch eine besondere Anlage zum Rotiren gebracht wird, wobei die Flaschen unter starkem Wasserdruck mit Sand ausgescheuert und dann maschinell nochmals mit klarem Wasser ausgespült werden. Von hier führt ihr Weg abermals durch grosse Steinbassins, die mit frischem Quellwasser gefüllt sind, woselbst die letzte Säuberung durch manuelle Wäsche besorgt wird. Hierauf gelangen die so behandelten Flaschen zum Füllschacht, der mit versilberten Füllhähnen (Patent J. Grüner, Teplitz) versehen ist* deren bewegliche Auslaufröhrchen den Sauerbrunn direct aus der Quelle bis auf den Boden der Flasche führen. Sobald die Flaschen gefüllt sind, wird das überflüssige Wasser »ab­gestochen« und der Verschluss derselben mittelst Maschine mit den besten catalonischen Korken, welche das regi- strirte Brandzeichen »Meltscher Wasser« »Johannisbrunner Säuerling« tragen, bewirkt. Ist dies geschehen, dann werden die Flaschen in einem eigens hiezu bestimmten Raum mit Etiquette und Kapsel versehen und sind nun versandtbereit.

Eine eigene Tischlerei und Packerei in unmittelbarer Nachbarschaft liefert die Kisten, in welchen die Flaschen sauber und fest verpackt nach allen Richtungen verschickt werden. Doch auch lose Wagenladungen gehen nach den Stationen Troppau, Wigstadtl und Schwansdorf, um dort direct in die Waggons verladen zu werden.

Zum Schlüsse dieser Schilderung der Entwickelung und des derzeitigen Bestandes dieser Badeunternehmung dürfte wohl der Wunsch berechtigt sein, dass der Johannisbrunner Säuerling auch von Seite des Publicums gewürdigt werde, und dass das Wasser seine von langher geschätzten Eigenschaften beibehalte, denn es wäre ein Segen für die in ungünstigen Erwerbsverhältnissen lebende Bevölkerung der Umgebung, wenn der Versandt sich grösser ent­wickeln, der Badeort sich immer mehr heben würde und dem arbeitenden Volke dadurch eine neue Erwerbsquelle eröffnet werden könnte. Möge das glorreiche Jubiläumsjahr auch eine neue glückliche Aera für Johannisbrunn eröffnen!

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