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Die Groß-Industrie Oesterreichs : Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Österreichs 1898 ; Fünfter Band
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ERSTE BUKOWINAER KUNSTDÜNGER-FABRIK

BOJAN (BUKOWINA).

i S 3 -^C m Jahre 1890 gründete Marcus .Landau in Lojan, einer bl m eine Kunstdüngerfabrik.

Die Idee war eine zeitgemässe, das Eindringen mänien begann im Vereine mit anderen Umständen die

V_r*-fl m Jahre 1896 gründete Marcus Landau in Bojan, einer Station der Bahn-Route CzernowitzNowoselitza, eine Kunstdüngerfabrik.

Russisch-Podolien

mänien begann im Vereine mit anderen Umständen die ostgalizische und Bukowinaer Landwirtschaft zu drücken, die daran gieng, die zwar an und für sich bedeutende Ergiebigkeit ihrer Felder durch

rationelle Mittel bedeutend zu erhöhen, um der Concurrenz Stand zu halten. Zu diesem Zwecke wurde schon

seit geraumer Zeit Kunstdünger verwendet, allein die Beschaffung desselben kam mangels einschlägiger, nahe ge­

legener Fabriken hoch zu stehen, da die Transportkosten des aus weiter Ferne bezogenen Kunstdüngers dessen Er­stehung um mehr als ein Drittel vertheuerten. So konnte man der Anlage der Bojaner Fabrik das beste Prognosticon

stellen, welches sich zum Theile schon am Ende des ersten Betriebsjahres, in welchem ein ansehnlicher Umsatz erzielt wurde, als berechtigt erwies.

Die Bojaner Kunstdüngerfabrik, in einer Entfernung von circa zwei Kilometern von der gleichnamigen Bahn­station gelegen, besitzt eine Längenausdehnung von 22 Meter bei einer Breite von acht Meter und misst in der Höhe

fünf Meter; ihr Fundament ist aus Stein gebaut, während der Oberbau theils aus Ziegeln, theils aus Holz besteht.

Im Hauptgebäude sind in grossen Sälen die nöthigen maschinellen Einrichtungen untergebracht, unter denen ein von der Firma Ernst Hartmann in Wiesbaden bezogener Aufschliessapparat die Hauptrolle spielt, da durch ihn die

chemische Behandlung der Rohmaterialien, wie z. B. der Phosphate, des Knochenmehles, Gyps etc., besorgt wird, welche Stoffe in Verbindung mit Schwefelsäure zur Fabricirung der diversen Specialdünger benützt werden. Dieser Apparat ist in einer einen Meter breiten, aus Ziegeln gebauten Kreuzwand eingemauert. Den voluminösen Kessel um­hüllt ein nach dem Plane der Wiesbadener Firma errichteter Mauermantel, wodurch die Gefahr einer eventuellen

Explosion wesentlich vermindert wird. Der Apparat communicirt mit einem gleichfalls aus Ziegeln gewölbten Keller. Zwei einfache Klappenapparate vermitteln das Einfallen und Einlagern der vom Apparate in den Keller wandernden

Producte, die hier nun in einem Zeiträume von 24 Stunden ihren Gährungsprocess durchmachen. Die dabei sich

entwickelnden Gase fangen tadellos functionirende Ventilationsapparate auf und leiten sie sicher in einen 16 Meter hohen Schornstein. Die dem Betriebe der Hartmannschen Apparate nöthige Kraft stellt ein Gasmotor bei. Die Leistungsfähigkeit des Apparates beträgt 3000 Kilo pro Stunde.

Ferner besitzt die Fabrik Stampf- und Siebvorrichtungen, eine auf Holzfeuerung eingerichtete Darre zum

Trocknen der feuchten Düngergattungen, eine durch eine starke eiserne Thür abgeschlossene Schwefelsäurekammer, sowie ein mit Blei verkleidetes Schwefelsäure-Reservoir. Ausserdem ist ein freistehendes Magazin mit grossen Räum­lichkeiten errichtet worden. In einem eigenen Gebäude befinden sich schliesslich das Comptoir und verschiedene W ohnungs-Ubicationen.

Die Kunstdüngerfabrik Bojan, Eigenthum des Herrn Marcus Landau, erzeugt ausser den gewöhnlichen Gattungen noch zahlreiche Specialdüngersorten, die sich einer wachsenden Nachfrage erfreuen, und verarbeitet Phosphate, die aus Russisch-Podolien bezogen werden. Die Firma besitzt ein grosses Lager von Chili­salpeter und ein von der k. k. Finanz-Landesdirection in Czernowitz bewilligtes Freilager von Kainit. Die Absatz­gebiete der Firma erstrecken sich auf Ostgalizien und die Bukowina; zu den Abnehmern zählt auch die Staats­verwaltung, indem die k. k. Staats-Gestütsdirection in Radautz, die eine ihren Zwecken entsprechende grosse Wiesen- und Feldvvirthschaft betreibt, ihren Bedarf an Phosphaten und Kunstdünger von der Bojaner Fabrik bezieht.

Nicht nur in ganzen Waggonladungen setzt die Firma ihre Erzeugnisse ab, auch in kleinen Quantitäten

verschleisst sie ihren Kunstdünger an die einzelnen Landwirthe und trägt auf diese Weise zur Hebung der Boden- cultur der benachbarten Gegend im hohen Grade bei. Die chemischen Analysen der Bojaner Fabrikate besorgt Herr Professor Dr. Neumann Wender in Czernowitz.

Die Gross-Industrie. V,

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