GEBRÜDER ETTEL

WACHS WA AREN-FABRIK

INNSBRUCK.

egen Ende der Dreissigerjahre begannen die Brüder Leopold und Ludwig Ettel die Verarbeitung der in den Bienenwirthschaften der Umgebung gewonnenen Producte und begründeten so die Firma Ge­brüder Ettel, die sie bis zum Jahre 1876 inne hatten. Zu dieser Zeit gieng das Geschäft an die Firma Gebrüder Reisch in Kufstein über, deren Inhaber dazumal die Josef Reischschen Erben waren. In Vertretung derselben führte August Reisch die Leitung des Unternehmens bis zum Jahre 1885, i n welchem es Josef Reisch für eigene Rechnung übernahm.

Bis dahin war die Art der Betriebsführung im Wesen die gleiche geblieben, welche schon von den Gründern ausgeübt worden war. Als Josef Reisch das Geschäft übernahm, fand er sich veranlasst, die handwerksmässige Erzeugung, in welcher Form bisher der Betrieb vor sich gieng, zu beseitigen und an deren Stelle die fabriks- mässige Production zu setzen. Das bedingte selbstverständlich eine vollständige Umgestaltung der maschinellen Ein­richtung und eine Aenderung der Erzeugungsmethode. Von den damaligen einschneidenden Reformen sei als wichtigste nur die Einführung des Dampfes zum Schmelzen des Wachses erwähnt.

Nachdem das Unternehmen auf diese Weise eine vollständige Neugestaltung erfahren hatte, gieng Josef Reisch daran, den Productionskreis ausgiebig zu erweitern. Derselbe umfasst gegenwärtig alle Arten Wachswaaren, insbesondere Wachskerzen für den Kirchengebrauch in allen Grössen, Wachszüge für Wachsstöcke, Rödl, Bücher etc. Besondere Erwähnung verdienen die aus der Fabrik hervorgehenden kunstvoll verzierten und bossirten Gegenstände, wie Tauf-, Communion-, Votiv-, Oster- und Trauerkerzen.

.Für die Hebung der heimischen Bienenzucht sind die in der Fabrik erzeugten Kunstwaben von grosser Bedeutung. Mit diesem Namen werden künstliche Mittelwände für Bienenkörbe bezeichnet, deren Verwendung eine grössere Ergiebigkeit der Bienenwirthschaft mit sich bringt.

Die Firma selbst betreibt die Bienenwirthschaft in rationeller Weise, und sind deren Ergebnisse, ein vor­züglicher Nordtiroler Alpenblumenhonig, in weiten Kreisen aufs beste bekannt. Dieser wird zum Theile verkauft, vor­wiegend aber in der eigenen, im grossen Style betriebenen Lebzelterei (Lebküchnerei) in verschiedene leckere Waaren verwandelt.

Die langjährige, erfolgreiche Thätigkeit der Firma fand wiederholt Anerkennung auf Ausstellungen und Würdigung vonseiten der competenten Behörden. So trug dieselbe auf der Wiener Weltausstellung im Jahre 1873 die Verdienstmedaille davon, bei der Ausstellung in Innsbruck 1878 wurde ihr der Ehrenpreis des Handelsministeriums zu Theil, die Innsbrucker Landesausstellung im Jahre 1893 brachte ihr den ersten Staatspreis, die silberne Medaille des Handelsministeriums und überdies für die Erzeugnisse der Bienenzucht die silberne Medaille des Ackerbau­ministeriums. Diese offici eilen Auszeichnungen rechtfertigen den guten Ruf, dessen sich die Producte der besprochenen Firma weit und breit erfreuen.

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