Dokument 
Der Suezkanal : seine Geschichte und seine wirtschaftspolitische Bedeutung für Europa, Indien und Ägypten / von Alfred Birk und Karl Hermann Müller
Entstehung
Seite
2
Einzelbild herunterladen

2

Geschichte des Suezkanals.

Architekten, Ingenieure, Schriftsteller, Landwirte, Handwerker, aus­gewählt aus der begeisterten arbeitsuchenden Jugend Frankreichs nach Ägypten.Wir haben schreibt er an Emile Barrault, den ersten Schriftleiter desCourier français, der ebenfalls teilnahm und vorausgeeilt war, zwischen dem antiken Ägypten und dem alten Judäa eine der zwei neuen Verkehrsstraßen von Europa nach Indien und China zu bauen. Später werden wir auch die andere in Panama ausführen. 4 ) Und an den Finanzmann Ardois in Paris schreibt Enfantin:Wir sind nicht Männer, die gleich den englischen Ingenieuren und Unternehmern Millionen benötigen: wir leben wie Arbeiter; wir sind daran gewöhnt; meine Söhne ar­beiteten in Werkstätten; ich arbeitete im Gefängnis. Dieses große, wahrhaft der Welt gehörende Werk muß ein Werk der Begeisterung und Aufopferung sein, wie es der Krieg war. Nur der Ruhm kann diese friedfertigen Soldaten belohnen. 2 )

Der damalige Wali von Ägypten, Mehemed Ali 3 ) betrachtete die Regelung des Nils als wichtigste Aufgabe seiner Regierung 4 ) und betraute seinen Oberingenieur Linant, der mit Enfantin nach Ägypten gekommen war, mit dem Bau einer gewaltigen Sperre unterhalb Cairos, in der Nähe der großen Pyramiden von Gizeh. Enfantin und mehrere seiner Mitarbeiter stellten sich unentgeltlich für dieses Werk zur Verfügung; andere wirkten als Lehrer an den neu errichteten Schulen oder als Ärzte in der Armee. Fünfzehn der jungen Männer, an die schwere Arbeit und an die Witterung nicht gewöhnt, starben baldauf dem Felde der Ehre in dem Bewußtsein der Größe der Aufgabe, der sie ihr Leben geweiht. 2 )

Die zunehmenden politischen Wirren, hervorgerufen und genährt durch Mehemed Alis Streben nach Unabhängigkeit von Konstan­tinopel, zwangen zur Einstellung der meisten bautechnischen Ar­beiten; auch die Vorarbeiten für die Nilregelung kamen zum Still­stände; die Kanalfrage mußte ruhen. Enfantin verließ mit einem Teile seiner Mitarbeiter Ägypten und kehrte nach Frankreich zurück. War auch die Zeit seinem Unternehmen nicht günstig gewesen, so war die Arbeit doch keine verlorene. Sie hatte den Boden für die geplante Schöpfung vorbereitet; der Samen war ausgestreut, der Frucht bringen sollte. Enfantin pflegte und hegte das Keimende. Seine Mitwirkung bei den ersten Bahnbauten in Frankreich, ins­besondere bei dem Bau der Eisenbahn von Paris nach Lyon, bei dem er als Generalsekretär tätig war, schufen ihm Verbindungen mit