II. Die Studiengesellschaft und Lesseps.
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zu 4 Plätzen, für Personen und Schnellwaren bestimmt, durchfuhren die öde Gegend in 12 Stunden; der Güterverkehr fand mit Kamelen statt, die drei Tage von Suez bis Cairo benötigten; neben ihnen standen Dromedare in Verwendung, die mit geübten Reitern in einem Trabe die ganze Strecke in 12 Stunden zurücklegten. In- Bulak, dem Hafen von Cairo, übernahmen Raddampfer die Reisenden und einen Teil der Güter, während der andere Teil von den Kamelen auf einem schmalen Pfade neben der alten verfallenen Straße weiterbefördert wurde. An der Mündung des Mahmudjeh- Kanals — 120 engl. Meilen (193 km) von Cairo entfernt —traten an Stelle der Raddampfer flache, von Dampf getriebene oder von Pferden gezogene Boote, auf denen die Reise bis Alexandrien stattfand. Hier übernahmen englische Schiffe die Überlandpost und beförderten sie nach Marseille.
Der Österreichische Lloyd eröffnete im Jahre 1850 eine unmittelbare Verbindung mit Dampfer von Triest nach Alexandrien und zurück. Es gelang aber trotz aller ‘Bemühungen der Gesellschaft nicht, die indische Post von Marseille abzulenken; selbst nach Wien, ja sogar nach Triest ging die Post englischer Häuser über Marseille. In Frankreich unterstützte man natürlich die englischen Bestrebungen. Um das Jahr 1851 bildete sich eine Dampfschiffahrtsgesellschaft, die den Personen- und Güterverkehr zwischen Avignon und Lyon, anschließend an den Orientverkehr vermitteln wollte. Erst die Vollendung des Schienenweges von Prag nach Dresden gab dem englisch-ostindischen Verkehr neue Anregung; in London und in Ostindien wurden durch den Österreichischen Lloyd Reisehandbücher für die Fahrt von London nach Triest über Wien aufgelegt; der Österreichische Lloyd kürzte die Reisezeit seiner Dampfer, vermehrte die Zahl ihrer Fahrten. Nun aber traten auch die Vereinigten Staaten von Nordamerika wettbewerbend auf den Plan: der Panamakanal sollte gebaut werden. Mit England wurde ein Vertrag abgeschlossen, in dem beide Staaten der Gesellschaft, die den Kanal bauen würde, ihren Schutz zusagten und den Schiffen aller Völker die Freiheit der Durchfahrt zusicherten. Enfantin begrüßte diesen Schritt Englands: hat sich England mit Amerika verbunden um den Panamakanal zu bauen, so kann es nichts dagegen einwenden, daß sich Frankreich mit Österreich verbindet, um den Suezkanal zu schaffen; aber Österreich muß die Führung übernehmen, denn Österreich hat den größten Anteil an einer Belebung des Orient-
3 Die Geschichte des Suezkanals.