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Geschichte’desJSuezkanals.
bindung stand, so daß die großen Schiffe aus Ostindien hier anlegen und ihre Reisenden und Güter auf die Eisenbahn nach Kairo umsetze n konnten.
Sehr mangelhaft waren bei der Eröffnung noch die verschiedenen, für einen regelmäßigen, ungefährdeten und zweckentsprechenden Betrieb notwendigen Einrichtungen. Ausweichstellen fehlten, nur die Bitterseen und der Timsahsee bildeten die natürlichen Ausweichen; ein Telegraph entlang des ganzen Kanals vermittelte die gegenseitige Verständigung der sich entgegenfahrenden Schiffe. Bei Ismailia, nördlich des Timsahsees bestand eine hölzerne Landungsbrücke, vor der aber die Wassertiefe so gering war, daß nur kleinere Fahrzeuge anlegen konnten. Eiserne Leuchttürme von 20 m Höhe mit Feuer 4. Ordnung standen an der nördlichen und südlichen Einfahrt in den großen Bittersee; ein Leuchtturm von 50 m Höhe erhob sich bei Port Said; drei Leuchttürme sollten noch zwischen Alexandrien unb Port Said errichtet werden. Die Bojen im Bittersee waren als Pyramiden aus eisernen Schirmen hergestellt und ruhten unmittelbar auf dem Seeboden; drei bis vier Meter über dem Wasserspiegel trugen sie zwei runde sich durchschneidende Eisenscheiben mit Laternen.
„Ob der Kanal sich rentieren wird — schließt Hagen seinen Bericht 9 ') — darüber sind die Ansichten allerdings sehr geteilt. Es ist wohl zu erwarten, daß der Kanal von den Dampfschiffen, trotz der bedeutenden Kanalabgabe, die außer den Lotsengebühren und Hafengeldern zu 10 Franken pro Tons festgesetzt ist, größtenteils benutzt werden wird. Die Segelschiffe werden aber wegen der sehr schwierigen und gefährlichen Fahrt durch das Rote Meer und durch das Mittelländische Meer, und wegen der nicht unbedeutenden Kanalgebühren und Remorkierungskosten größtenteils den Weg um das Kap der Guten Hoffnung vorziehen.
Ein Gewinn wird es immerhin bleiben, daß durch den Suezkanal der Wasserweg von Europa nach Ostindien und China um nahezu 1000 geographische Meilen abgekürzt ist, und wird das Verdienst des Herrn von Lesseps, dessen unermüdlichem Eifer und Energie die Ausführung dieses großen Werkes fast ausschließlich zu danken ist, nicht geschmälert, wenn sich auch die Rentabilitätsberechnungen, die für den Suezkanal aufgestellt sind, nicht als vollkommen zutreffend und richtig erweisen.“
Den Bau des Kanals hatten Ingenieur Voisin als Generaldirektor