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Der Suezkanal : seine Geschichte und seine wirtschaftspolitische Bedeutung für Europa, Indien und Ägypten / von Alfred Birk und Karl Hermann Müller
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Die wirtschaftspolitische Bedeutung des Suezkanals.

schweißen. Da zahlte England an den russischen Kaiser 6 Millionen Franken und Moskau brannte an allen Ecken und Enden. Mit diesen 6 Millionen Franken ist die Straße nach Elba und Helena ge­pflastert. Der Erfolg war die Abwendung der Kontinentalsperre. Das Geschichtsbuch aber knüpft den Fall Napoleons an die Miß­erfolge seiner Waffen.

Das 19. Jahrhundert war überhaupt ein besonders reiches Ernte­jahr für Großbritannien, weil die europäischen Staaten einerseits eine hervorragende Auslese an schaffenden Geistern der Ingenieur­welt und der Industrie zur Geltung kommen ließen, andererseits gleichzeitig die Kreise, die die Verwaltung und Verwertung dieser Genieschöpfungen im völkischen Rahmen überantwortet erhielten, leider sehr erheblich unter dem zulässigen Normalmaß blieben. Die hier jetzt folgenden Begebenheiten könnte man als den Kampf der Drohnen gegen die Bienen, als den Mißbrauch des Kapitals gegen­über der Arbeit, als Kampf des mühelos erworbenen Kapitals des Bankkapitals gegen das Kapital, das die Quittung für geleistete Arbeit darstellt das Industriekapital, bezeichnen.

Während die Gerechtigkeit fordert, daß Schöpfer und Nutznießer dieselbe Person ist, bemerken wir im 20. Jahrhundert, wie Schöpfer und Nutznießer sich in zwei entgegengesetzte Personen teilen: Europa ist der Schöpfer Großbritannien wird der Nutznießer.

Bagdadbahn, Suezkanal und nationale Volkswirtschaft sind die bedeutendsten Schöpfungen des 20. Jahrhunderts. Europa ist ihr geistiger und wirtschaftlicher Schöpfer; Großbritannien ist heute der Besitzer der Bagdadbahn und des Suezkanals, und als kosmopoliti­scher Faktor nach Adam Smith faßt es den Nutzen aus der Summe der Theorie Friedrich Lists, den Erlös aus dieser höchst gespannten nationalen Arbeit aller Staaten zusammen.

Sehen wir diesen Werdegang an und ziehen wir daraus die Lehre wir, die Deutschen, gemeinsam mit den Russen, den Österreichern, den Franzosen, den Niederländern, den Spaniern, mit den Völkern des Balkans, mit den Mohammedanern und vor allen mit den Indern und den Chinesen. Die Japaner nenne ich nicht; sie haben schon einge­sehen, daß jene Großkonferenz im Herbst 1921 zu Washington ihnen die Quittung für die der Entente im Weltkriege geleistete Hilfe aus­stellte, indem sie ihre Flotte beschnitt, sie aus Yangtse, Schantung und der Mandschurei plötzlich hinausbalanzierte und dadurch ihren Traum von der Beherrschung des ostasiatischen Marktes und Seeverkehrs in