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Der Suezkanal : seine Geschichte und seine wirtschaftspolitische Bedeutung für Europa, Indien und Ägypten / von Alfred Birk und Karl Hermann Müller
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II. Der rote Faden.

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Nichts zerinnen ließ, denn die Angelsachsen stellten sich im Bogen von Singapore nach Hawai mit ihren Flotten auf.

Sollte Großbritannien auf den jenseits des Kanals ortsüblichen Gedanken kommen, daß der Schreiber dieser Zeilen ein Casement und deshalb innerhalb der irischen Mauern zu erreichen sei, oder daß er ägyptischer Mohammedaner sei und daher im Angesicht seiner Ver­wandten vor die britischen Kanonenrohre gebunden werden könnte, oder daß er Inder sei und daher von den gelehrigen Schülern eines Warren Hastings dort in umgekehrter Körperlage auf eine Leine ge­zogen werden könnte, so irrt sich der britische Seepolyp. Der Ver­fasser dieser Kapitel ist vielmehr ein denkender Deutscher mit über­staatlichem, menschlichem Gefühl, der lediglich das Kulturgewissen als Autorität achtet, der es als durchaus unangenehm empfinden würde, wenn irgendeine einzelstaatliche Macht aus Anlaß dieser Aus­führungen sich berufen fühlen würde, den persönlichen Beschützer zu spielen.

Objektive Wissenschaft macht frei; diese gewonnene Freiheit nimmt sich der Verfasser, um die großbritannische Politik des letzten Jahrhunderts einmal so darzustellen, wie man sie vom völkerpsycholo­gischen Standpunkte außerhalb des großbritannischen Reiches ohne britische Umnebelung, sei es aus Angst, sei es aus Naivität, sei es aus Interessenpolitik nicht zu sehen bekommt.

Vor den Augen der Geschichte kämpfte Wellington bei Waterloo Schulter an Schulter mit den Deutschen, um Europa von Napoleon zu befreien. Ich aber glaube, daß Großbritannien die Behauptung sehr unangenehm sein würde, daß es in Waterloo erschien, um dem größten Verfechter des Kontinentalgedankens zum Heile Großbritanniens den Gnadenstoß zu versetzen.

Während ich diesen Begebenheiten, die für die Gestaltung der eu­ropäischen Wirtschaftslage von weittragender Bedeutung gewesen sind, nur wenige Worte schenke, möchte ich mich etwas eingehender mit dem Wege befassen, den Großbritannien eingeschlagen hat, um in den Besitz des Suezkanals und gleichzeitig der Erträgnisse der Arbeit der europäischen Festlandmächte zu kommen. Ich beziehe mich dabei auf die urkundlich beglaubigten, allgemein gehaltenen Darstellungen des ersten Abschnitts dieses Buches.

Der Deutsche, Negrelli hatte überzeugend dargetan, in welcher Weise der Bau des Suezkanals ausführbar sei. Der Franzose Lesseps hatte den Bau ausgeführt mit dem Gelde der französischen Rentner.