Allgemeines für Orient-Reisende. 13
als todeswürdige Verbrechen bestraft und sic werden noch jetzt mit grosser Strenge geahndet.
i Da die Quarantäne gewisse Bezeichnungen hat, welche dem Un-
’ eingeweihten nicht bekannt sind, so mag noch bemerkt werden, dass j Personen und Gegenstände, die ihr unterworfen sind, eontumaci und sporchi genannt werden, bis sie pratica , das heisst die Erlaubniss zum Herausgehen und zum Verkehr mit Andern nach Belieben bekommen. Früher, wo lange Quarantäne igelialten wurde, konnte die Zeit der . Haft dadurch abgekürzt werden, dass der Eingesperrte sich dem spoglio unterwarf, d. h. ein Bad nahm und seine Kleidung- wie sein Gepäck im Lazareth liess, indem er sich aus der Stadt Kleider verschaffte, die entweder gekauft oder geliehen wurden. Auf diese Weise liess sich eine Quarantäne von vierzehn Tagen auf sieben verkürzen. Vierzehn Tage ; nach der Ankunft im Lazareth erhielt man seine inzwischen vom Guardiano durchräucherten Effecten zurück.
Für Deutsche (und selbst für Engländer) ist die billigste, schnellste und bequemste Fahrgelegenheit nach allen Küstenorten des Orients die über Triest führende. Der Nordwestdeutsche fährt von Hannover oder Cassel oder Cöln, der Norddeutsche von Hamburg, Berlin oder Königsberg nach Dresden und Wien. Der Südwestdeutsche begibt sich während des Frühlings, Sommers und Herbstes auf der Donau nach j der Haupstadt Oesterreichs, wobei er die schönsten Partien des Flusses j berührt. Von Wien fährt man mit dem Eilzuge der Südbahn bis Triest, ; wobei man die riesenhaften Brücken und Tunnels des Semmering, die romantischen Alpenthäler Steiermarks und hinter Laibach die öden Steinwüsten des Karst passirt, dessen interessanteste Punkte man von der Station Adelsberg aus besuchen mag.
I Zwischen Wien und Triest verkehren täglich ein Eilzug, der den
I 78 Meilen langen Weg in 16, und zwei Personenzüge, die ihn in 23 Stunden zurücklegen. Die Preise der verschiedenen Wagonclassen findet man in jedem der zahlreichen Verzeichnisse von Eisenbahnen u. s. w. angegeben, nur ist zu bemerken, dass dort die Preise in Silber zu verstehen sind, während die Gesellschaft der Südbahn dieselben in österreichischem Papiergelde zahlen lässt mit einem Agiozuschlage, der ; halbmonatlich wechselt und so in allen Bahnstationen angezeigt ist. i In der Nähe von Nabresina verlässt die Bahn das dürre, wild-
I romantische Karst-Plateau, dessen traurige Einöde nur selten von einigen j Steineichen und kümmerlichen Weingärten unterbrochen ist, und wendet < sich scharf nach Südost, um längs des Karst-Abhanges in starker Neigung dem Seokessel zuzulaufen. Da plötzlich erscheint in der Tiefe, amphitheatralisch an den Abhang gelehnt, umgeben von Weinbergen und Olivenpflanzungen, aus denen zahllose, in italienischem Styl erbaute | Landhäuser hervorblicken, Triest, die Porta orientalis , die Haupthan- i delsstadt des adriatischen Meeres und ganz Oesterreichs. Rückwärts ! erheben sich über einer flachen Küste in der Ferne in scharfen Um- ! rissen weiss und röthliehgrau die Felshäupter der karnischen Alpen;
! gerade vorwärts ziehen sieh, von Buchten gespalten und spitze Land-