Allgemeines für Orient-Reisende. 15
Von Buchhandlungen mögen die Coen’sclie am Corso, die Münster’sclie und die SchimpiTschc neben der Lcopoldssäule, nicht weit von der Börse, angeführt werden. In allen Kaffeehäusern liegen zahlreiche Zeitungen auf. Eine Fahrt durch die Stadt kostet mit einem einspännigen Fiaker 30 Kr., mit einem zweispännigen Fiaker 45 Kr. für die Viertelstunde. Die Stunde wird mit 1 Fl. 40 Kr. für Zweispänner, mit 1 Fl. für Einspänner bezahlt.
Von der Plattform des Kastells, zu dessen Besuch cs einer Er- laubnisskarte vom Platzkommandanten bedarf, hat man eine gute Aussicht über den grössten Theil der Stadt und den Hafen. Die Kirchen Triests sind in architektonischer Hinsicht ohne Bedeutung. Der Dom, theils im Basiliken-, tlieils im Bundbogenstyle erbaut, ist ein Werk des 4. und 0. Jahrhunderts mit manchen Zusätzen aus der neuern Zeit. Früher stand ein römischer Tempel an der Stelle, von welchem noch Spuren sichtbar sind. Vor einem Scitcualtare rechts liegen Don Carlos, der spanische Prätendent und seine 2 Söhne, auf dem Friedhofe neben der Kirche der 1768 hier in der Locanda gründe ermordete Winkelmann begraben. Unter den öffentlichen Gebäuden verdient das Teatro gründe, die Börse und das daneben befindliche Tergesteum Erwähnung. Letzteres ist ein kolossales, palastartiges Gebäude, in dessen Parterresälen jetzt die Börse abgclialten wird. Die Einrichtung ist eben so elegant als praktisch. Eine Keihe von Zimmern enthält die ! wichtigsten deutschen, italienischen, französischen, englischen, griechi- j sehen und slavischen Zeitungen. Der Fremde, der von einem Mitgliede einem der Directoreu vorgestellt wird, darf 15 Tage lang unentgeltlich ■ diese Lesezimmer benutzen. Im ersten und zweiten Geschosse sind die Bu- reaux des Oesterreichisclien Lloyd, welches wichtige, in den Welthandel tief eingreifende Institut 1833 gegründet wurde und aus 3 Abtheilungen, den Assecuranzkammern, der Dampfschifffahrtsgesellschaft und der literar.-artistischen Section bestellt. Die Dampfschifffahrtsgesellschaft gehört zu den bedeutensten in Europa, im Jahrel868 hatte sie 65 Dampfschiffe von zusammen 14600 Pferdekraft und 56220 Tonnengehalt. Diese Schiffe haben im Jahre 1868 1422 Reisen gemacht und dabei 990029 Meilen zurückgelegt. Die Zahl der Keisenden betrug 294852, die Summen der Geldsendungen 108680790 Fl. und die der Waaren 4308282 Zollcent- ner. Das neue Arsenal in der Bucht von Servola ist im grossartigen Style angelegt und zerfällt in zwei Abtheilungen, deren eine ausschliesslich dem Schiffsbaue, die andere dem Maschinenbaue gewidmet ist.
Von den Sprachen überwiegt in Triest die italienische, doch wird auch das deutsche verständlich gesprochen und fast überall verstanden. Sonst hört man auch viel slaviscli und griechisch, französisch und englisch sprechen. Das Klima gilt für ziemlich gesund, doch tritt oft ein plötzlicher und sehr empfindlicher Temperaturwechsel ein, der durch die zuweilen mit grosser Heftigkeit wehende Bora (Nordostwind) bewirkt wird.
Den interessantesten Anblick in Triest bietet das Menschengewühl auf den Strassen und die Mannichfaltigkeit von Trachten, die