Geld, Maass und Gewicht. 45
Orientalische Kleidung lege nur der an, welcher weiter als bis zum zweiten Katarakt des Nil zu gehen gedenkt. Für den, der die Sprache des Landes nicht versteht, ist sie eine Maskerade, die nur dazu dienen kann, ihm Verlegenheit zu bereiten, und überdies ist die fränkische Kleidung bei Weitem mehr respectirt in Aegypten, als der Turban und Kaftan. Indess mag man sich des rothen Tarbusch mit der blauen Seidenquaste bedienen und im Sommer darüber eines jener roth und gelb gestreiften in Oel getränkten Seidentücher binden, welche die im Lande ansässigen Europäer häufig tragen. Der Tarbusch, unter den man ein weissbaumwollnes Käppchen setzt, ist eine bequeme Kopfbedeckung, und jenes Tuch, Kuffia genannt, schützt besser als alles Andere gegen den Brand der Sonne. Im Uebrigen rüste man sich mit Geduld aus, die man dem Phlegma der Orientalen, der hartnäckigen Zudringlichkeit der allenthalben um Bakschisch bettelnden niedern Klasse und den Launen des Windes auf dem Nil gegenüber im reichlichsten Maasse bedarf. Endlich versehe man sich mit Kreditbriefen an eines der Handelshäuser in Alexandrien, von wo man wieder einen Creditbrief nach Kairo bekommen kann. Doch lasse man sich nur kleine Summen an weisen (um Häuser zu haben, welche die Briefe des Reisenden befördern) da man auf grössere Summen je nach dem Curs beträchtlich verlieren kann.
Das sonst nötliige Geld nehme man in französischem oder englischem Golde (Napoleons oder Sovereigns) oder Mariatheresienthalern mit, von welchen jedoch nur die mit der Prägung vom Jahre 1780 angenommen werden. Diese Münzen und der Fünffrankenthaler sind die, welche unter den ausländischen Geldsorten in Aegypten am meisten im Umlauf sind. Von andern Münzen fremder Staaten gilt die Regel, dass sie um so weniger zu ihrem wahren Wertlie anzubringen sind, je seltener sie Vorkommen und je weniger man sie in Folge dessen kennt. Ihre Geltung wird durch den Piaster bestimmt, die Münze, nach der man im gewöhnlichen Verkehr überhaupt rechnet, und welche etwa 10 Neukreuzer österreichischer Währung oder 20 Pfenn. preussiscb entspricht. Grosse Summen werden nach Beuteln bestimmt, welche 500 Piaster haben.
Man unterscheidet in Aegypten 2 Geldsorten, die erste ist die durch die Regierung festgesetzte, sogenannte Tarifmünze , die sie in ihren Geschäften allein annimmt und ausgibt; ihr Werth ist von den Bewegungen des Handels völlig unabhängig und bleibt immer unverändert. Die zweite im Verkehr und beim Einkäufe der täglichen Bedürfnisse allein cursircnde wird Current genannt und ist in ihrem Werthe von vielerlei Schwankungen afficirt. Das ägyptische Münzsystem hat als Einheit den Piaster, welcher wieder in 40 paras unterabgetheilt wird. Unter Beutel (Kisse) versteht man eine Summe von 500 Piaster. Die folgende Tabelle gibt die Werthe der inländischen und gebräuchlichsten ausländischen Münzen; ihre Einrichtung ist nach dem oben Gesagten von selbst verständlich.