58 Alexandrien.
Die Strasseil, durch die man nach dem Hôtel zu gehen hat, sind eng, ungepfiastert und unregelmässig. Die Häuser stehen fast ohne alle bestimmte Ordnung neben einander und sehen wie unvollendet oder wie Euinen aus. Palmen, die bisweilen über eine Mauer schauen, Minarets, Fenstergitter von schön geschnitzten Holzstäben und hier und da ein Thorweg im sarazenischen Styl erinnern an den Orient, und wenn man den etwas langem Weg durch die Bazars einschlägt, wird man durch manche echt morgenländische Scene überrascht werden.
In der Eegel beeilt man sich indess, nach dem Frankenquartier und in seinen Gasthof zu kommen. Das erstcre befindet sich am Ende der Stadt und am fernsten von dem neuen Hafen, indem früher die europäischen Fahrzeuge auf den alten östlichen Hafen beschränkt waren und die Kaufleute und Consuln sich in dessen Nähe ansiedelten. Es hat gerade Strassen und man kann sicli in den neueren Theilen in eine italienische Stadt versetzt glauben. Manche von den Gebäuden sind förmliche Paläste, und der grosse Platz in der Mitte, an welchem die bedeutenderen Gasthäuser, die sehr geschmackvolle englische Kirche, die Bureaux der Dampfschiifahrts-Gesellschaften und die Wohnungen der meisten Consuln sich befinden, bietet einen recht stattlichen Anblick und dürfte am meisten mit den Linden Berlin’s zu vergleichen sein.
Von zwei Beihen schöner Akazienbäume beschattet, hat er an jedem Ende einen marmornen Wasserbehälter, aus dem sich ein circa 30 Fuss hoher Wasserstrahl erhebt. Auf jeder Seite findet man alle 20 Schritte eine Marmorbank, welche den Spaziergänger zum Sitzen einladet.
Die Gasthöfe in Alexandrien sind folgende:
Hôtel Péninsulaire et Oriental im Mittelpuncte der Stadt am Consulatsplatze gelegen und vorzugsweise von Engländern besucht; Hôtel d’Europe, nächst dem vorigen gelegen und von Angehörigen j verschiedener Länder besucht; Hôtel Abbat, nach dem Eigenthümer benannt, neuerlich vergrössert und mit Bädern versehen, vorzugsweise von Franzosen besucht; das Hôtel d’Angleterre am Bande des Meeres und im Mittelpunct der Geschäfte gelegen. In diesen grossen Hotels wechseln die Preise zwischen 15—20 Francsauf den Tag, jedoch ohne Getränke. In den Umgebungen von Alexandrien, zum Bamleh, einer Eisenbahnstation, wurde vor einiger Zeit ein Hôtel mit englischem Confort errichtet und die Menschenhand hat da mitten in den Sand eine reizende Oase hingezaubert. Man findet daselbst prächtige Speise-, Billard- und C'onversationssäle, Schlafzimmer von überraschender Kühle. Kabinen für Meerbäder stossen an das Etablissement und von Zeit zu Zeit erheitert ein Orchester die Gäste dieses fürstlichen Aufenthaltes. Die Preise sind gleichwohl nicht höher als in den übrigen Hotels ersten Banges.
Zu den Hotels zweiten Banges gehört das von Deutschen viel besuchte Hôtel de Trieste; überdies gibt es auch eine grosse Zahl meublirter Wohnungen, wo ein Zimmer je nach der Lage, 90—125