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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
Entstehung
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Alexandrien. 59

Francs monatlich kostet. Eine eingerichtete Wohnung aus Salon, Schlaf­zimmer und Küche bestehend, kostet monatlich 200 300 Francs. Die confortabelsten Restaurants à la carte sind das Café restaurant dEu­rope und de France; eine Flasche Wein kostet daselbst 2 Fr., eine gewöhnliche Mahlzeit 4 Fr. Ausserdem gibt es 2 Cafés chantants und zahlreiche Bierhäuser mit meist weiblicher Bedienung. Im Winter gibt man in 2 Theatern. Zizinia und Rossini meist italienische Opern.

Die Wohnungen der Consuln sind an den Flaggenstangen auf ihren platten Dächern leicht zu erkennen. Wer mit den Dampfern des Lloyd ankommt, muss sich hei ihnen seinen Pass abholen. Der preus- sische Consul vertritt zugleich die Staaten des Zollvereins. Ausserdem halten hier Oesterreich, Dänemark, Russland, Frankreich, England, Italien, Belgien, die Yer. Staaten, Griechenland und einige andere tür uns hier weniger wichtige Staaten Consuln.

Alexandrien wurde von Alexander dem Grossen im Jahre 331 an der Stelle einer kleinen griechischen Colonie Namens Rakotis ge­gründet. Die Stelle war gut gewählt, da sie den Haupthandelsweg nach Arabien und Indien beherrschte, und die Stadt wuchs so rasch, dass sie zur Zeit der ersten römischen Kaiser in der gesammten alten Welt nur von Rom an Grösse übertrotten wurde. Ihre Mauern, welche einen Umfang von mehr als drei deutschen Meilen hatten, schlossen ehedem eine Bevölkerung von 600,000 Seelen und eine grosse Menge von Tem­peln und Palästen, wissenschaftlichen Anstalten und Sammlungen ein.

Die merkwürdigsten Gegenstände des alten Alexandrien waren der Leuchtthurm und die Bibliotheken. Der erstere, welcher zu den sieben Wundern der Welt gezählt wurde, war ein viereckiges Gebäude von wcissem Marmor, welches von Ptolemäus Philadelphus mit einem Kostenaufwands von fast zwei Millionen Thalern errichtet wurde. Die­ser Pharos stand auf einer Klippe am Nordosten der kleinen Insel i gleiches Namens, mit welcher er vermittelst einer Mauer verbunden | war, während die Insel ihrerseits mit dem Festlande durch einen Damm in Verbindung stand, der, weil er sieben Stadien lang war, das Hepta- stadion hiess, und welcher jetzt, durch die Schutthaufen eingestürzter Gebäude breiter geworden, den grössten Theil des heutigen Alexan­driens trägt. Der alte Leuchtthurm des Hafens nimmt noch immer die Stelle ein, wo jener Riesenbau des Sostratos von Knidos (denn so hiess der Baumeister) sich erhöh, aber Spuren sind keine mehr vorhanden.

Von den Bibliotheken gehörte die eine zu dem Museum, einer 1 Art Universität, die andere zu dem Sarapion, einem Tempel des Se- rapis. Die erstere enthielt gegen 400,000, die andere gegen 200,000 Handschriften. Die Büchersammlung des Museums wurde während des Krieges Julius Cäsars mit den Alexandriern durch einen Brand völlig vernichtet. Die andere Bibliothek war gleichfalls währond der römi­schen Kaiserzeit grossen Beschädigungen und Verlusten ausgesetzt, besonders als unter Theodosius in den Jahren des untergehenden Hei­denthums, welches sich in Alexandrien sehr lange Anhänger bewahrte, das Sarapion von den Christen gestürmt wurde. Der Rest der Bücher,