Dokument 
Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
Entstehung
Seite
77
Einzelbild herunterladen

Kairo. 77

die Ezher-, die El Hakem-, die Sultan Hassan- und die Seddi Sejnab- Moscliee. Man wendet sich, um Eintritt in selbe zu erhalten, gewöhnlich an das Consulat, welches einen Erlaubnissscliein von der Regierung besorgt, und seinen Kawass mitgibt, dem für seine Bemühung ein Trinkgeld gegeben wird. Doch nimmt man es in neuester Zeit damit nicht mehr so genau, da man auch ohne Kawass und Erlaubnissscliein Einlass findet und nur die Stiefel auszuziehen oder über dieselben Bastschuhe zu ziehen hat, welche am Eingang mehrerer der Moscheen gegen ein Bakschisch von einigen Piastern zu bekommen sind.

Die älteste Moschee in Kairo ist die von Achmed Jbn Tulun. Sie ist nach dem Plane der Kaaba gebaut. Den Mittelpunkt bildet ein grosser offener Hof, der mit Säulengängen umgeben ist, welche Spitz­bogengewölbe tragen. Drei Seiten haben zwei, die vierte, nach Osten gekehrte, hat fünf Säulenreihen. Um die Moschee läuft eine äussere Mauer, die jetzt zum Theil durch Häuser verdeckt wird und von der aus sich einst 4 Minarets erhoben, während jetzt nur eins noch übrig ist. Dieses hat ein eigenthümliches Aussehen, indem sich die Treppe aussen um dasselbe hernmwindet. Von seinem Gipfel geniesst man eine sehr schöne Aussicht auf die Stadt. Die Moschee wurde 90 Jahre vor der Gründung Kairos, im Jahre 879 n. Chr., erbaut, wie die kufischen Inschriften an den Wänden des Hofes zeigen. Wenn sie nicht schön ist, so hat sie für die Geschichte der Architektur ein hohes Interesse, indem sie zeigt, dass der Spitzbogenstyl eine Er­findung sarazenischer Baumeister ist und nicht weniger als zweihundert l Jahre vor seiner Anwendung in Europa von den Arabern gekannt j war. Die hölzerne Kanzel und die Kuppel über dem Waschbecken im Centrum des viereckigen Hofes sind von Melek Mansur Hesam Eddin Lagin und tragen in arabischen Buchstaben das Datum 696 der Hedschra. Die Erhöhung, auf welcher die Moschee steht, hiess früher El Kuttia, jetzt führt sie den Namen Kalat El Kebsch,die Burg des Widders, indem die Sage hier Abraham jenen Widder geopfert haben lässt, der ihm erschien, als er Isaak zu opfern im Begriffe war. Nach einer andern Sage liess sich Noahs Arche an der Stelle nieder, und in Erinnerung an das Dankgebet des Patriarchen für seine Rettung aus den Wassern der Siindflnth heisst der Hügel auch Dschebel Oskur.

Die Ezher-Moschee, von Goher gegründet und später vielfach vergrössert, verschönert und umgebaut, ist sehr gross und mit zahl­reichen Säulen geschmückt, die dem Innern ein äusserst anmuthiges Aussehen verleihen. Sie ist die Theologenscliule Kairo's und in ihr wird besonders der Koran ausgelegt und studirt, doch findet man in ihr ancii, wie einst im Tempel zu Jerusalem, zahlreiche Verkäufer und Käufer und noch mehr Faullenzer, die im Schatten ihrer Gewölbe schlafen und träumen. Nicht fern von hier ist die Hassanin-Moschee, wo Reliquien der Söhne Alis, Hassan und Hossein aufbewahrt werden.

Wieder eine sehr alte Moschee ist die des Sultan El Hakem, des bekannten Stifters der Drusensecte, welcher der dritte Kaiiph