Dokument 
Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
Entstehung
Seite
78
Einzelbild herunterladen

78 Kairo.

der Fatimiden-Dynastie, von 996 bis 1021 herrschte. Die hier befind­lichen Spitzbogen sind ein weiterer Beweis für die frühzeitige Anwen­dung dieses Baustyls bei den Sarazenen. Das Minaret dieser Moschee wurde von den Franzosen, als sie Aegypten erobert, stark befestigt, und das ganze Gebäude ist jetzt eine Buinc.

Die schönste aller Moscheen Kairos ist die des Sultan Hassan, unmittelbar vor der Citadelle an der Rumejlich, dem früheren Richt­platz der Stadt, gelegen. Man steigt vor einer majestätisch hohen Steinmauer ab. welche eine Anzahl flacher Nischen und in jeder acht bis neun Fenster über einander hat. Eine kleine Freitreppe führt nach einer gleich hohen und stolzen Portalnische, über der sich ein über­aus zierliches Tropfsteingewölbe zusammenzieht. Das Innere ist ein vierseitiger, oben offener, aber mit Zinnen im selben Viereck gesäumter Hof, in den das Minaret herabschaut. Derselbe erweitert sich nach allen vier Seiten zu einfachen, nicht sehr tiefen Spitzbogen schiffen oder Rieseunischen. Die eine derselben ist grösser als die andern drei und misst gegen 70 Fuss in der Spannung. Sie hat in der Mitte ihrer Rückwand die kleine Nische, welche in allen Moscheen den Betern die Lage von Mekka angibt und daneben die Kanzel des Imam, welcher Freitags predigt. Zu beiden Seitdn führen Thüren in den mit einer Kuppel überspannten Raum, wo der im Jahre 762 der Hedschra ver­storbene Gründer der Moschee ruht. Auf seinem Grabe liegt ein schön­geschriebenes Exemplar des Koran. An den Wänden läuft ein Ring von Koransprüchen in sehr grossen Buchstaben herum. Die Kuppel ist von Holz und zeigt wie die ganze Moschee (die beiläufig aus den Steinen einer Pyramide erbaut ist) starke Spuren des Verfalls. In dem Hofe findet sich unter einem von hölzernen Säulen getragenen Kuppel­bau ein Brunnen, und in den offenen Seitenräumen, in welche die Mauern sich spitzbogenschiffartig vertiefen, schweben zahlreiche Lam­pen nieder. Die Kairener erzählen von dem Erdbauer der Moschee, dass ihm nach Vollendung derselben auf Befehl Sultan Hassans die Hand abgehauen worden sei, damit er keiue Zweite von dieser Schön­heit baue eine Fabel, da Baumeister auch ohne Hände hauen können.

Die Seddf Sejnab-Moschee zeichnet sich durch viele sehr schöne Säulen aus, die aus älteren Gebäuden hierher verpflanzt worden zu sein scheinen, und durch ein zierliches Gitter, welches den Hauptraum in zwei Hälften trennt. Sie ist der Enkelin des Propheten geweiht, zu Ehren derer jährlich grosse Feste gefeiert werden.

Die Citadelle muss man womöglich am frühen Morgen besuchen, da das Morgenlicht das günstigste für das sich hier bietende Land­schaftsbild ist. Von keinem andern Punkte und zu keiner andern Zeit nimmt Kairo sieh so schön aus. Ungemein imposant liegt sie daun da zu den Füssen des Beschauers, die gelbgraue Riesenstadt mit ihren zahllosen, jetzt vom Morgenlicht gerötheten Minarets, ihren Palästen, Kuppeln, Gärten und Hainen, nach Norden, Südwesten und Westen umgehen von grünem Flachland, durch welches sich der Nil schlängelt,