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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
Entstehung
Seite
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Die Pyramiden, 103

fange oder Kerne von Pyramiden. Auf der Ostseite der zweiten und dritten Pyramide aber können wir die Reste der kleinen Tempel finden, die den in den Pyramiden beigesetzten Todten geweiht waren. Ks sind einige Wände von grossen Blöcken, halb im Sande verborgen. Sie liegen im Osten der Pyramide, um sieb nach Westen, wo der Verstorbene bei Osiris wohnend gedacht wird, zu wenden, und mau erkennt in ihnen noch eine Abtheilung in Kammern, eine hinterste Wand des Allerheiligsten und manches Andere.

Von den Pyramiden begibt man sich zunächst nach der oder- richtiger dem Sphinx. Man muss sich mühsam über grosse Sandhügel hinabarbeiten, bis man dem nach Osten schauenden Riesenbilde ins Antlitz blicken kann. Dieses Antlitz, ungefähr 28 Puss hoch, muss einst, als es noch unverstiimmelt war, schön und stolz zwischen den Flügelecken seines streifigen Kopfputzes hervorgesehen haben. Jetzt mangelt ihm die Nase und ein Theil der Wangen, welche die Ma­meluken, denen dieser Kopf vor Zeiten als Ziel ihrer Schiessübungen diente, zerstört haben. Man erkennt deutlich, dass es früher braunroth bemalt war. Die Ausgrabungen Mariettes im Jahre 1852 haben viele von den frühem Ansichten über dieses Bildwerk berichtigt. Es ergab sich aus den Untersuchungen dieses rastlosen Forschers, dass der Sphinx trotz der ägyptischen Darstellungen dieses Denkmals, die ihn uns als auf einem Säulenstuhl ruhend zeigen, kein Fussgestell hat, und dass er nicht die ursprüngliche Höhe der Hochfläche, auf der er liegt, anzeigt; denn diese Hochfläche ist nie ausgehauen worden.

Der Sphinx ist bis auf seinen Kopf, wo deutlich der Meissei geschaffen hat, ein natürlicher Fels, ein Geschenk der Natur. Darauf deuten auch die griechischen Inschriften hin, die man in der Umge­bung findet, und in denen es heisst, die Götter haben seinen Leib gebildet. Der Hals ist noch der natürliche Felskegel mit seinen rie­sigen Schichten, und der ungeheure tonnenförmige Leib ist gleich­falls nur wenig behauen. Nach vorn aber wurden durch grosse Blöcke die ruhenden Vordertatzen ergänzt, und an andern Stellen verstopfte man die Löcher des Gesteins durch Mauerwerk. Zwischen den Vorder­tatzen und der Brust des Sphinx befindet sich ein kleiner Tempel. Die Rückwand davon ist eine oben abgerundete Platte, auf welcher Thothmes der Vierte dem Sphinx opfert.

Die verschiedenen Namen, welche die Platte dem Sphinx gibt, lassen keinen Zweifel, was derselbe für die Aegypter war. Er war das Bild des Sonnengottes. Der zweite Theil der Inschrift ist leider sehr verstümmelt, doch ist darin die Rede des Gottes an den König noch ziemlich erhalten. Man sieht hier den Rest eines Königsnamens, den man nach einer von Lepsius herausgegebenen Tafel nur dem König Chafra zuschreiben kann, daun unterscheidet man noch die Worte: Gemacht das Bild von Tum, Har Ein Asehu-- (Tum oder Atrau ist die untergehende Sonne, Har Ein Asehn der Gott am Horizont). Man glaubt daraus schliessen zu können, dass der Erbauer der zweiten Pyramide auch den Sphinx geschaffen habe. Thothmes IV. aber mag