104 Die Pyramiden.
um das Jahr 1552 v. Chr. einige Ausbesserungen oder Verschönerungen am Tempel dabei vorgenommen haben.
Schliesslich sei bemerkt, dass die ganze Länge des Sphinx von den Spitzen der Tatzen bis zur Schwanzwurzel nicht, wie man bisher nach Caviglia glaubte, bloss 143, sondern 172'/„ Puss, und die Höhe vom Scheitel bis zum Pusse 74 Puss beträgt und dass die Araber denselben Saba El Lejl, d. i. Löwe der Nacht nennen.
Hie Ausgrabungen Mariette’s haben aber auch noch ein anderes wichtiges Ergebniss geliefert, das jedoch leider jetzt wieder vom Sande bedeckt ist. Vor dem Sphinx nämlich führt ein gepflasterter Dromos an eine grosse Mauer, die einen Hof um den Sphinx gebildet zu haben scheint, und durch welche im Süden ein Thor in einen Tempel geht. Berge von Sand bedecken denselben. Mariotto stiess auf das Steinplattenpflaster 24 Fuss unter dem Gipfel der Mauer, aber das Thor lag noch beträchtlich tiefer, konnte also nur in unterirdische Kammern unter dem Pflaster führen. Nachdem man durch das Thor getreten ist, kommt man in einen 18 Fuss hohen und 7 Fuss breiten Gang, der sich sanft geneigt unter die Umfassungsmauer senkt. Bald öffnet sich nach rechts ein zweiter kleiner Gang, durch den man in eine Kammer gelangt. Ihm gegenüber zieht sich links ein dritter Gang aufwärts, der an die freie Luft auf die Höhe des Fflasters führt. Der grosse Hauptgang aber geht immer abwärts fort, und ist noch nicht bis an sein Ende verfolgt worden.
Bewundernswürdig ist die Wahl und Verwendung der Materialien, aus denen der Tempel erbaut ist. Das grosse Thor besteht ganz aus Blöcken von rosenfarbenem Granit. Der grosse Gang ist trotz seiner 18 Puss Höhe von einem Ende zum andern aus demselben Material, und man geht auf einem Pflaster von Platten des schönsten Alabasters. In der kleinen südlichen Kammer und dem aufsteigenden nördlichen Gang sind Decke und Fussboden aus Granit, während die Wände aus Alabaster bestehen, in welchem die Kerzen sich spiegeln. Später entdeckte Mariette noch mehrere Gänge und Gemächer, die sämmtlich aus Granit und Alabaster erbaut waren. Leider wurde nirgends ein Basrelief oder eine Inschrift gefunden, die auf das Alter und den Urheber dieses prachtvollen Bauwerks schliessen liesse. Alles ist, wie gesagt, jetzt wieder verschüttet.
Hinter dem Sphinx können wir in die Tiefe eines grossen Felsengrabes hinabschauen. Interessanter aber sind die Gräber, welche die Winkelfelder der Pyramiden reihen- und felderweis einnehmen. Hier waren die Prinzen, die Räthe, die obersten Hofbeamten und andere Vornehme beigesetzt. Es sind grössere und kleinere Hügel in Quaderbau mit pyramidal geneigten Wänden, aber grossentheils sehr zerstört. Gewöhnlich öffnet sich auf der Ostseite die schmale Thür unter dem runden Thürbalken und führt in ein Gemach, das der Verehrung des Todten geweiht war. Er selbst erscheint stehend oder sitzend in erhabener Arbeit auf der Wand und hat vor sich Haufen von Opfergaben, gerupfte Gänse, Ochsenkeulen u. s. w. Seine Frau, die
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