Die Pyramiden. 107
einigen Jahren von Caviglia entdeckt und blossgelcgt wurde, meldet von der verschwundenen Herrlichkeit. Sie liegt halb auf dem Angesicht im Loch ihrer Ausgrabung unter den Palmen des Dorfes Mitrahenny und ist am Kopf sowie an den Füssen sehr beschädigt. Das Material ist ein weisser kieselhaltiger Kalkstein, und die einstige Höhe des Kolosses wird ohne das Piedestal auf 42 Fuss 8 Zoll geschätzt. Das Gesicht ist gut erhalten und sehr schön. Die Inschrift lautet: „Ramses Meiamun, König Sonne, Wächter der Wahrheit, gebilligt von der Sonne.“ Der Tempel, zu dem die Statue gehörte, ist der älteste, von dem wir historische Kunde haben. Menes, der erste König Aegyptens, legte ihn an. Aber Jahrtausende lan' wurde an ihm fortgebaut. Er hatte zahlreiche Höfe, Hallen, Statuen und Kolosse und schloss auch einen Tempel des Proteus sowie mehrere andere Heiligthümer ein, ist aber jetzt, wie bemerkt, vollständig verschwunden.
Ganz in der Nähe der Apisgräber befinden sich die Ibisgräber und die Königsgräber. Fast jeder Eseltreiber kennt die Stellen, und jeder kleine Beduinenjunge zeigt Einem gegen einige Para den Weg. Erstere nennt man mit dem arabischen Namen Magara ei Asafir. Magara (Grab) el Asafir (Plural von Asfur, Vogel).
Um zu letztem zu gelangen, darf man nur den Namen Lepsius aussprechen; er hat die Königsgräber entdeckt und viel aus denselben für das Museum in Berlin herausgenommen. Viele der Bewohner Sakkara’s, die für ihn gearbeitet haben, kennen ihn persönlich, Alle dem Namen nach.
Während der Ueherschwemmung ist der Weg bedeutend weiter, indem man dann auf dem Damme bis nach dem Dorfe Schebrament reiten muss. Während dieser Zeit ist auch die Gegend von Mitrahenny mit Wasser bedeckt, so dass ein Besuch der Stelle von Memphis nicht möglich ist. Der Reisende, welcher Anfangs October nach Aegypten kommt, thut daher am Besten, wenn er die Pyramiden und Memphis vor der Hand unbesucht lässt und den Ausflug dahin auf die Zeit seiner Rückkehr aus Oberägypten verspart, in welchem Falle man den Reis der Barke bei dem Dorfe Bedrescheen anhalten lässt.
Die Tour nach der Sakkarah lässt sich jedoch auch in einem Tage machen, seitdem die Eisenbahn nach Ober-Aegypten eröffnet ist.
Man sendet vor Allem die nöthigen Reitesel des Morgens ganz früh fort, nach Bedrischeen. Der Reisende selbst muss um 7 Uhr von Kairo aufbrechen, begibt sich nach Bulak, und setzt daselbst nach Gesirah über, woselbst dicht neben dem Palaste des Vice-Königs die Station Embabeli liegt. Von hier fährt der Eisenbahnzug nach Ober- Aegypten um 8 Uhr ah, welcher um 9 % Uhr in Bedrischeen anlangt; hier besteigt man die daselbst wartenden Esel uud reitet über Me- trihenneh nach Sakkara, wozu eine gute Stunde erforderlich ist; hier muss man nun in aller Eile die Tempel und Gräber besehen und mit dem Zuge, welcher um 3'4. von Oherägypten kommend, Bedrischeen pas- sirt, wieder nach Kairo zurückkehren.