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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
Entstehung
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106 Die Pyramiden.

vielleicht lehren, wie aus dem einfacheren Quaderhügel der höhere Schwung der Pyramide sich entwickelte. Ein Eingang ist his jetzt noch nicht entdeckt.

Weiterhin erblicken wir die Pyramiden von Daschur, eine von Ziegeln und eine von Stein, die erstere zu einer unförmlichen Masse geworden, die andere noch glatt, beide wahrscheinlich aus späterer Zeit datirend, als die von Gizeh. Die Steinpyramide hätte sehr steil und hoch werden müssen. Allein ihre Kanten knicken plötzlich ein und führen den Bau in kurzem stumpfem Winkel zur Vollendung.

Nicht fern von der grossen Stufenpyramide von Sakkarah be­findet sich das von Mariette im November 1851 entdeckte sogenannte Sarapemn, wo die heiligen Apisstiere beigesetzt wurden. Das Wort Sarapis ist aus Osiri-hapi, d. h. Osiris-Richter gebildet und von den Griechen irrig ein eigener Gott daraus gemacht worden. Das Serapeum ist das grösste aller Felsengräber von Memphis, gehört aber nicht in die Zeit der Pyramidenerhauer. An den Seiten des 16 Fuss breiten und 14 Fuss hohen Hauptganges sind Nischen eingehauen, deren Boden 4 Fuss tiefer als der des Ganges ist. In diesen Nischen stehen die Sarkophage der Apisstiere, welche an Grösse und Schönheit des Steins alles übertreffen, was bis jetzt der Art entdeckt worden ist. Man hat bis jetzt 31 gefunden, alle mit Steinen gefüllt, als Zeichen der Ver­achtung. Einige sind aus dem röthlichen Granit von Assuan, die übrigen aus dem dunkelgrünen Granit der Berge am todten Meere. Sie sind polirt und theilweise mit Hieroglyphen versehen. Ihre Länge beträgt ungefähr 12/ ihre Breite 7'/ ihre Höhe mit Einschluss des aus einem 3 Fuss dicken Block bestehenden Deckels nahezu 11 Fuss. Ausser ihnen wurden hier noch viele andere Thiersärge und verschie­dene griechische Bildsäulen aufgefunden. Apis, der Stier des Mond­gottes, wurde in einem mit Figurenpfeilern umstellten Hofe beim Phtha-Tempel in Memphis verehrt. Er durfte nur 25 Jahre leben, und es bezeiclinete diese ihm gestattete Lebensdauer ein grosses Mondjahr, nach dessen Ablauf die Neu- und Vollmonde auf dieselben Kalendertage des zu kurzen ägyptischen Jahres, welches hinter dem natürlichen znriickbleibt, wieder einfielen. Andere Ausgrabungen, von dem österr. Generalconsul Huber angestellt, lieferten im Jahre 1857 gleich werthvolle Resultate, unter Anderm einen herrlichen, aussen und innen mit sehr feinen Hieroglyphen bedeckten Basaltsarkophag.

Wir wenden uns nun hinab nach der Stätte von Memphis-, der altägyptische Name war eigentlich Man-muffi, d. i. Hafen der Guten, woraus durch Zusammenziehung später Memfi wurde. Wo die unge­heuere Stadt stand, die nach Diodor einen Umfang von 150 Stadien hatte, ist jetzt nur grünes Getreidefeld oder Palmenwald. Die Pri­vatgebäude, .aus ungebrannten Ziegeln bestehend, zerfielen in Erd­haufen, und aus den Steinen der Tempel und Paläste wurde Fostat und später Kairo erbaut. Auch der grosse Phtha-Tempel verschwand bis auf die Grundmauern. Nur die gewaltige Statue des Königs Ramses II.. welche nach Herodot an diesem Heiligthum lehnte, und vor